Vor vielen Jahren bewarb man sich in Österreich mit einem Lebenslauf und einem Begleitschreiben, das man entweder “Bewerbungsschreiben” oder “Motivationsschreiben” nannte.
Anschreiben, Motivationsschreiben, Bewerbungsschreiben – alles eins?
Durch die Globalisierung und das Internet schlich sich nach und nach auch in Österreich der Begriff des Anschreibens ein.
Schon vor vielen Jahren fragte ich mich allerdings, was denn das Anschreiben überhaupt sein soll. Denn die Begrifflichkeit ist leider schon mal – zumindest für uns Österreicher – nicht selbsterklärend.
Mittlerweile wurde mir übrigens schon berichtet, dass auch in Österreich die Forderung nach An- und Motivationsschreiben in Inseraten gefunden wurde.
Gott sei Dank ist mir persönlich dieses Ansinnen noch nie untergekommen.
Immerhin konnte ich klären, dass man Anschreiben und Motivationsschreiben in Deutschland benötigt.
Warum man zwei Schreiben mit nahezu deckungsgleichem Inhalt verschicken soll, konnte ich leider bis heute nicht klären.
„Anschreiben“ in Deutschland
Nach meinen Recherchen braucht man für eine professionelle Bewerbung in Deutschland zwangsläufig ein Anschreiben und ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und ein Deckblatt.
In Deutschland wird im Anschreiben eine kurze Vorstellung der Person vorgenommen und eine kurze Erklärung abgegeben, warum man sich bewirbt.
Zusätzlich verfasst man dann ein ausführlicheres Motivationsschreiben, in dem man seine Motive – abermals – aber wesentlich intensiver erklärt.
Daneben können Sie auch deutlicher ausführen, warum Sie sich für das spezielle Fachgebiet oder genau diese Firma interessieren. Auch eine ausführliche Beschreibung eines Erfolges oder Projektes machen in diesem Schreiben Sinn.
Sollten Sie sich in Deutschland bewerben und dazu Mustervorlagen nutzen wollen, dann empfehle ich das Internet spezifisch nach deutschen Vorlagen abzusuchen.
„Motivationsschreiben“ in Österreich
Solange Sie sich in Österreich bewerben, können Sie sich völlig entspannen.
Bei uns werden Sie mit einem professionellen Schreiben, das Ihre Motive kurz erklärt und einem strukturierten Lebenslauf das Auslangen finden. Auch ein Deckblatt ist in Österreich keinesfalls Pflicht!
Da Sie in diesem Schreiben, zwei Motive erklären, nämlich einerseits warum Sie sich bewerben und andererseits, warum das Unternehmen Sie einladen sollte, präferiere ich den Begriff Motivationsschreiben!
Sie brauchen sich aber um die Verwirrung und den Unterschied zwischen Motivationsschreiben und Anschreiben keine weiteren Gedanken machen, da es weniger darum geht, wie Sie das Schreiben bezeichnen, sondern darum, was drin steht!
Sie brauchen Ihr Bewerbungs- oder Motivationsschreiben auch bitte nicht im Schreiben selbst als solches zu bezeichnen, weswegen es letztlich auch tatsächlich egal ist, wie Sie es benennen!
Mir persönlich ist noch kein einziger Fall untergekommen, wo beide Schreiben im Inserat verlangt worden wären, wobei ich sehr viele unterschiedliche Inserate für verschiedene Positionen und Branchen sehe!
Seit 2014 habe ich sehr vielen KundInnen mit Bewerbungsunterlagen zu einem neuen Job verholfen und ich verspreche Ihnen, dass wir jedes Mal mit einem einseitigen Schreiben (egal wie man es nennt!) Erfolg hatten.
Ich bin mir darüber hinaus sicher, dass Sie wesentlich erfolgreicher sein werden, wenn es Ihnen in einem Schreiben gelingt, kurz und prägnant Ihre Motive auf den Punkt zu bringen und Sie dem Unternehmen vermitteln können, warum es gerade Sie zum Bewerbungsgespräch einladen soll!
Personaler entscheiden nämlich sehr schnell, und meistens nur aufgrund des Lebenslaufes, ob Sie sich näher mit Ihrer Bewerbung befassen wollen. Deshalb wage ich sogar zu behaupten, dass in vielen Fällen das Motivationsschreiben nicht einmal gelesen wird, wenn schon der Lebenslauf wesentliche Punkte vermissen lässt!
Ich rate Ihnen daher sogar ausdrücklich davon ab, mehr als notwendig – und schon gar nicht zwei Schreiben – zu verfassen.
Motivationsschreiben für Bachelor- und Masterstudium
Das ausführlichere Motivationsschreiben, wie es offenbar in Deutschland üblich ist, kommt in Österreich am ehesten bei der Bewerbung für das Bachelor- oder Masterstudium zum Einsatz.
Dort nämlich erzählen Sie wesentlich ausführlicher, warum Sie gerade dieses oder jenes Fach studieren wollen.
Im Motivationsschreiben für Ihr Bachelor- und Masterstudium sollten Sie eine Geschichte erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass Sie sich gerade für dieses Studium interessieren.
Sie können erzählen, dass sich das Interesse schon in der Kindheit gezeigt hat, oder dass es z.B. durch ein Schulfach oder ein Ereignis geweckt wurde.
Erzählen Sie davon, was Sie bisher über das Fach herausgefunden haben, bzw. ob Sie z.B. Bücher darüber gelesen oder sonstige Medien konsumiert haben, um mehr darüber zu erfahren. Eventuell konnten Sie schon eine Ferialpraxis im jeweiligen Gebiet machen und von Ihren Erfahrungen berichten.
Ihr Schreiben sollte Leidenschaft, Neugier und ernsthaftes Interesse verspüren lassen, womit Sie zeigen, dass Sie es wert sind, den Studienplatz zu bekommen. Empfehlenswert sind daher Phrasen wie „ich brenne darauf …“, „meine große Leidenschaft ist …“, „Immer schon wollte ich … „, „Mein großes Ziel ist …“ und ähnliches.
Im Unterschied zum Motivationsschreiben (in Österreich), das nicht länger als eine Seite sein sollte, darf das Motivationsschreiben für Bachelor- oder Masterstudium auch etwas länger sein. Im Regelfall werden Sie auch hier das Auslangen mit zwei A4 Seiten finden.
Mut und Selbstbewusstsein
Möchten Sie in einem Unternehmen arbeiten, wo die „richtige“ Benennung Ihre Unterlagen ausschlaggebend ist? Ich wollte das nicht!
Vielmehr empfehle ich Ihnen, sich darauf zu konzentrieren, worum es eigentlich geht! Nämlich der professionellen Darstellung von Ihrem Können, Ihrer Persönlichkeit, Ihrer Erfahrung und Ihrer Einzigartigkeit.
Viel wichtiger als die Frage, ob „Anschreiben“ oder „Motivationsschreiben“ sollte nämlich die Frage sein, wie Sie es anstellen, bei diesem konkreten Unternehmen mit der passenden Bewerbung so zu punkten, dass Sie aus der Masse hervorstechen und die Aufmerksamkeit der Recruiter wecken.
Seien Sie daher in Ihrem Bewerbungsschreiben mutig, selbstbewusst und kreativ!
Zeigen Sie dem Unternehmen mit Ihrer individuellen Art, was in Ihnen steckt und warum man sich für Sie entscheiden sollte!
Entscheiden Sie im Einzelfall, ob Sie vielleicht sogar nur ein Dokument, wie z.B eine gute Infografik schicken oder überhaupt ohne Dokumente nur mit einem Bewerbungsvideo oder einer eigenen Homepage punkten können. In diesen Fällen benötigen Sie gar kein Motivationsschreiben.
Fazit
In Deutschland wird also das bei uns in Österreich übliche Motivationsschreiben „Anschreiben“ genannt und das wesentlich ausführlichere Schreiben dann „Motivationsschreiben“. (Näheres z.B. bei Xing).
In Österreich sollen Sie nur ein Schreiben verfassen, das die Motive enthält, warum Sie den Job haben wollen und warum das Unternehmen Sie einladen sollte.
In Österreich brauchen Sie der Verwirrung um die Begrifflichkeiten lediglich dann Aufmerksamkeit schenken, wenn sowohl Anschreiben als auch Motivationsschreiben im Stelleninserat genannt werden.
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