Motivationsschreiben leicht verfasst

zeigt das Bild eines Motivationsschreibens

Lesen Sie gerne? Nein? Die meisten Personalisten wahrscheinlich auch nicht!

Vor allem dann nicht, wenn sie vor Stapeln mit hunderten Bewerbungsunterlagen sitzen, die alle den gleichen Stil aufweisen! Ein professionelles Motivationsschreiben kann diese Lust steigern.

Den Unterschied von Motivationsschreiben oder auch Bewerbungsschreiben und Anschreiben erkläre ich in Motivations­schreiben und Anschreiben stiften Verwirrung

Bevor Sie Ihr Motivationsschreiben verfassen …

Matching zwischen Inserat und Motiv­ations­schreiben

Bevor Sie sich die Mühe machen, ein Motivationsschreiben zu verfassen, müssen Sie klären, ob Sie mit Ihrer Bewerbung überhaupt gute Chancen haben, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.

Dafür müssen Sie prüfen, ob Sie Erfahrung in der Erledigung der gewünschten Aufgaben haben und ob Sie das Anforderungsprofil erfüllen.

Erfüllen Sie Muss- und Kann- Kriterien?

Die meisten Inserate beinhalten Anforderungen, die Sie unbedingt mitbringen müssen.

Bei diesen sogenannten „Muss-Kriterien“ handelt es sich um die erstgenannten bei den Jobanforderungen.

Wenn Sie diese Musskriterien nicht erfüllen, ist die Chance leider hoch, dass Sie nicht zum Gespräch eingeladen werden. Sie landen am „Leider Nein“ Stapel, noch bevor der Personalist sich überhaupt Ihrem Motivationsschreiben gewidmet hat.

„Kann-Kriterien“ sind jene, die sich das Unternehmen zwar wünscht, ein Nichtvorhandensein aber nicht zwangsläufig zum Ausscheiden führt. Allerdings steigt diese Gefahr proportional zur Menge der Bewerberinnen und Bewerbern.

In Inseraten steht sehr genau, welche Anforderungen eine Position an mögliche Bewerber stellt. Die Kunst des Bewerbens besteht nun darin, dem Unternehmen in eigenen Worten das anzubieten, was es mit seiner Annonce sucht!

Was Personalisten in Motivationsschreiben NICHT lesen wollen!

Fehlender Fokus im Motivationsschreiben

Die meisten Motivationsschreiben, die ich zu lesen bekomme, erinnern mich an eine Textzeile von Herbert Grönemeyer aus dem Song Komet!

“…, nun sieh zu, was Du mit mir tust!” singt Herbert Grönemeyer dort.

Leider scheint das auch das Motto vieler Bewerber zu sein, die in Ihrem Motivationsschreiben, wie aus dem Bauchladen, all ihre Fähigkeiten und Kenntnisse aufzählen und offenbar erwarten, dass sich der Personalist das “zusammen klaubt”, was für die Position wichtig sein könnte! Ich garantiere Ihnen, das wird er nicht tun.

Abgesehen davon, dass der Personalist sich nicht heraussuchen wird, was von Ihren Kenntnissen er tatsächlich brauchen könnte, verursacht diese Vorgangsweise einen negativen Beigeschmack. Beim Leser entsteht nämlich sofort der Eindruck, dass Sie entweder nicht gelesen haben, was er sucht, oder gar nicht verstanden haben, worauf es in dem bestimmten Job ankommt.

Versuchte Kompensation fehlender Kriterien

Oft versuchen Bewerber auch, fehlende Voraussetzungen durch das Angebot von anderen Fähigkeiten im Bewerbungsschreiben zu kompensieren.

Plakativ dargestellt meine ich damit, dass z.B. eine Anforderung an spezielle Fremdsprachenkenntnissen gestellt wird. Dann macht es keinen Sinn, wenn ein Bewerber Kenntnisse in höherer Mathematik anbietet, noch dazu, wenn es sich um einen Job handelt, der überhaupt nichts mir Mathematik zu tun hat.

Und weniger plakativ dargestellt bedeutet das, dass es nichts hilft, wenn Sie Ihre Übersetzungsqualitäten in Chinesisch anpreisen, wenn Japanisch gefordert wird.

Wenn perfekte Maschineschreibkenntnisse verlangt werden, dann macht es auch keinen Sinn, seine Buchhaltungsfähigkeiten in den Vordergrund zu stellen, wenn die gewünschten Maschineschreibkenntnisse gänzlich fehlen!

Manche Bewerber scheinen zu glauben, dass Fähigkeiten in einem bestimmten Gebiet das Fehlen speziell geforderter Fähigkeiten kompensieren kann. Das ist nicht der Fall.

Was Personalisten in Motivationsschreiben tatsächlich lesen wollen!

Versetzen Sie sich vor der Beantwortung eines Inserates in die Position desjenigen, der das Inserat verfasst hat. Worauf kam es ihm an? Welche Anforderungen hat der Job? Was ist das Wichtigste dabei?

Versuchen Sie mit wenigen Schlagworten den Kern der Tätigkeit herauszufiltern. Überlegen Sie, was die wichtigsten Fähigkeiten und Eigenschaften für diese Aufgabe sind! Dann überlegen Sie, welche Situationen es in Ihrem Leben gab, wo sich diese Eigenschaften gezeigt haben und wie Sie sie sinnvoll einsetzen konnten.

Inhalt eines erfolgreichen Motivationsschreibens

Erst nach diesen einleitenden Überlegungen fangen Sie an, Ihr Motivationsschreiben zu schreiben.

Fassen Sie also inhaltlich kurz zusammen, 1) welche Motivation Sie haben, sich zu bewerben (ja, genau, deswegen heißt das Schreiben auch so!) und 2) bei welchen Gelegenheiten Sie gerade die geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten besonders brauchen konnten!

Nach einem knackigen Einstieg, stellen Sie dar, bei welcher Gelegenheit Sie in der Vergangenheit bereits Erfahrung in den gewünschten Aufgabenstellungen erlangen konnten. Wiederholen Sie dabei so wenig als möglich Nennungen aus Ihrem Lebenslauf, sondern versuchen Sie kurz und prägnant auf konkrete Aufgabenstellungen des Inserates einzugehen und verweisen Sie für weitere Details auf Ihren Lebenslauf (oder CV).

Wenn es Besonderheiten gibt, warum gerade Sie glauben für diesen Job herausragend geeignet zu sein, etwa weil Sie bereits ähnliche Projekte abgeschlossen, ähnliche Programmierarbeiten vorweisen können oder Ihre Verkaufszahlen für ein Produkt einer vergleichbaren Branche besonders hoch waren, beschreiben Sie diese Ereignisse im Detail.

Selbst als Schulabsolvent gab es eventuell das eine oder andere Projekt oder eventuell einen Wettbewerb, wo gerade Sie durch eine Besonderheit hervor gestochen sind!

Das Bewerbungsschreiben runden Sie durch einen anregenden Schlusssatz im Motivations­schreiben ab.

Für jede Bewerbung ein eigenes Motiv­ations­schreiben

Besonders häufig sehe ich, dass Bewerber bei jeder Bewerbung das gleiche Motivationsschreiben verwenden.

Das geht schon deshalb nicht, weil nicht jedes Inserat gleich verfasst ist und auch die Firmen auf völlig unterschiedliche Schwerpunkte wert legen. Ausnahmen davon sind Inserate die inhaltlich tatsächlich fast alle völlig gleiche Aufgabenstellungen aufweisen, wie das z.B. im Assistenzbereich der Fall ist.

Um wirklich ein professionelles Motivationsschreiben hinzubekommen, sollten Sie bei jeder Bewerbung von Grund auf ein neues Motivationsschreiben beginnen, weil auch nur dann der Eindruck entstehen kann, dass Sie sich mit der konkreten Stelle und dem Unternehmen auseinandergesetzt haben und ein tiefgreifendes Verständnis darüber haben, was tatsächlich gesucht wird!

Wer sich bei vielen Unternehmen mit dem gleichen Text bewirbt, der darf sich nicht wundern, wenn er laufend Absagen oder vielleicht sogar keine Antworten, bekommt.

Vermeiden Sie Textbausteine im Motiv­ationsschreiben!

Ganz selten sehe ich auch, dass es jemand schafft, trotz der Verwendung von Textbausteinen das Schreiben „flüssig“ zu gestalten.

Es fällt einfach auf, wenn Sätze im Nachhinein eingebaut wurden, weil z.B. Bindewörter nicht wirklich passen oder ein Gedankensprung unlogisch ist. Wenn ein Motivationsschreiben nicht in einem Guss entstanden ist, dann gelingt es auch selten, die Spannung zu steigern.

Gliederung und Spannung!

Wecken Sie mit Ihrem Motivationsschreiben Interesse!

Ein interessantes Motivationsschreiben ist gut gegliedert und baut Spannung auf! Die meisten Motivationsschreiben beginnen leider damit, Interesse für einen Job zu bekunden, enthalten aber keine Erklärung, warum dieses Interesse besteht oder woran es zu erkennen ist. Langweilig schreiben Kandidaten „ich interessiere mich ganz besonders für den Job!“

Abgesehen davon, dass dieser Satz die Frage nach dem “warum?” aufwirft, entsteht sofort der Eindruck, dass es sich um eine nichtssagende Floskel handelt, die 100ten anderen Unternehmen auch mitgeteilt wird.

Schon der erste Satz muss neugierig machen, um den Leser dazu zu bewegen, interessiert weiterzulesen. Da dies meist nicht gelingt, werden die nachfolgenden Sätze nur mehr bedingt wahrgenommen bzw. eventuell nur noch überflogen.

Sie wecken also das Interesse des Personalisten eher mit Sätzen wie

„Sie suchen xy? Sie können damit aufhören, hier bin ich!“

oder

„Sie suchen xy? Fein, den mir sind …… wichtig, daher haben wir einen 100% Match!“

Aber Vorsicht! Ihr Stil muss mit dem des Inserates zusammenpassen!

Wiederholen Sie nicht den Lebenslauf!

Oft folgt auf den Einleitungssatz eine Aufzählungen der Karriere Stationen, die eigentlich schon im Lebenslauf stehen.

Tatsächlich aber muss der Personalist spätestens in diesem Absatz “Stoff” bekommen. Er will abseits des Lebenslaufes erfahren, dass der Bewerber bereits in der Vergangenheit Dinge getan hat, die seinem Arbeitgeber von Nutzen waren und für den neuen Arbeitgeber von Interesse sein können. Das Motivationsschreiben sollte daher den Lebenslauf untermauern und noch konzentrierter auf die Eignung hinweisen.

Damit erreichen Sie, dass die Behauptungen, die Sie im Lebenslauf aufstellen, glaubhaft und nachvollziehbar werden!

Gehen Sie auf alle Kriterien, die das Inserat aufzählt soweit als möglich ein und stellen Sie in Ihrem Motivationsschreiben insgesamt einen sehr engen Bezug zum Inserat her!

Denn:

CV-Parsing

Viele Firmen nutzen Software Programme, die eine Übereinstimmung der Anforderungen aus dem Inserat mit Ihren Bewerbungsunterlagen („CV Parsing“) matchen. Die im Inserat genannten Worte müssen sich daher in Ihrem Lebenslauf und in Ihrem Motivationsschreiben wiederfinden!

Abhängig davon, was im Inserat gefordert wird, sollten Sie also zum Beispiel schreiben:

„In meiner aktuellen Position bin ich für [im Inserat gefordertes Detail] verantwortlich. Dabei konnte ich bereits in der Vergangenheit mit [irgendein Highligt im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit] besonders punkten.“

Machen Sie Ihren USP klar!

Unter unique selling proposition (USP, Alleinstellungsmerkmal) versteht man ein Leistungsmerkmal, das Sie von anderen unterscheidet.

Fragen Sie sich daher, was Sie besser können, als andere. Wodurch sind Sie in der Vergangenheit besonders aufgefallen. Wofür hat man Sie besonders gelobt? Haben Sie irgendwelche Projekte besonders toll abgeschlossen? Konnten Sie vielleicht einen besonderen Kunden an Land ziehen? Wurden Sie besonders gelobt, weil Sie den Empfangsraum außergewöhnlich dekoriert haben?

Egal was, wenn es Ihnen helfen kann, sich von anderen abzuheben, erwähnen Sie es unbedingt.

Erwähnen Sie daher in Ihrem Schreiben z.B.

„als Bester meines Jahrganges … „

„… mein ausgezeichneter Studienerfolg …“,

„beim letzten xy bin ich bei meinen Vorgesetzten besonders durch xy aufgefallen!“

„meine überdurchschnittlich Begabung, Vertrauen aufzubauen, führt zu besonders langen und stabilen Kundenbeziehungen“ 

Schreiben Sie keine Romane!

Viele Bewerber machen den Fehler, Ihr ganzes Leben in das Motivationsschreiben packen zu wollen. Abgesehen davon, dass Sie das nicht schaffen werden, sollten Sie sich im Motivationsschreiben so kurz als möglich zu halten. Halten Sie sich vor Augen, dass Ihr Ziel ist, eingeladen zu werden.

Ein Motivationsschreiben sollte daher nie länger sein, als eine Seite.

Überlegen Sie sehr genau, welche Informationen der Personalist insgesamt braucht, um die Entscheidung treffen zu können, Sie einzuladen! Und das geht am leichtesten, wenn Sie sich vorstellen, die Position selbst rekrutieren zu müssen. Welche Informationen bräuchten Sie, um einen Bewerber einzuladen?

„Call to Action“

Im Schlusssatz erwähnen Sie z.B., dass

„… Sie sich sehr freuen, Ihren Fähigkeiten im persönlichen Gespräch ausführlicher darlegen zu dürfen“

oder dass Sie

„gerne mehr zum Lebenslauf im persönlichen Gespräch erzählen.“

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