Den ersten Satz im Motiva­tions­schreiben erfolg­reich gestalten!

zeigt das Bild eines Motivationsschreibens

Der Einstieg in ein Motivationsschreiben bereitet vielen Bewerbern Schwierigkeiten.

“Wie fang ich an?”, “Was wollen die hören?”, “Wozu brauche ich überhaupt ein Motivationsschreiben, im Lebenslauf steht doch eh schon alles?” sind Fragen, die mir oft gestellt werden.

In diesem Artikel erläutere ich den Zweck des Motivationsschreibens allgemein und warum Sie dem ersten Satz im Motivationsschreiben besondere Aufmerksamkeit schenken müssen.

Der Zweck des Motivationsschreibens allgemein

Grundlegend müssen Sie sich vor Augen halten, was der Sinn des Motivationsschreibens ist, um es erfolgreich zu gestalten.

Nachdem sich die Personalistin oder der Personalist aufgrund Ihres Lebenslaufes (oder CV) einen Eindruck über Ihren Werdegang verschafft hat, möchten sie einen Eindruck Ihrer Persönlichkeit gewinnen.

Das geht aufgrund von zusammenhängenden Sätzen besser als durch einen tabellarisch aufgebauten Lebenslauf.

Das optimale Motivationsschreiben hat den Sinn, in kurzen Worten auf den Punkt zu bringen, warum gerade Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden sollten und das in einer Art, die Sie besonders sympathisch und geeignet erscheinen lässt.

Das ist sein einziger Zweck und darauf sollten Sie sich konzentrieren.

Viele Bewerberinnen und Bewerber machen an dieser Stelle nämlich den Fehler, zu glauben, dass Sie bereits im Motivationsschreiben überzeugen müssen, um den Job zu bekommen. Deswegen schildern Sie in diesem Schreiben zu ausführlich und zu detailliert, warum Sie sich eignen und welche Erfahrung Sie bislang gesammelt haben.

Das Motivationsschreiben muss insbesondere zwei Fragen beantworten:

  • was reizt Sie am Job (erstes Motiv)
  • und was könnte für den Personalisten entscheidend sein, Sie einzuladen (zweites Motiv)?

Was der erste Satz im Motivationsschreiben können muss

Was animiert Sie ein Buch zu lesen?

Ich nehme an, es sind die ersten Sätze, die neugierig auf mehr machen, oder?

Wenn man in ein Buch hineinliest, dann überfliegt man die Sätze auf der ersten Seite und entscheidet sehr rasch, ob man das Buch kaufen wird.

Man liest es aber nicht bereits in der Buchhandlung, sondern hat gerade mal soviel aus dem Text entnommen, dass man es für spannend erachtet und beschließt es mitzunehmen.

Ähnlich geht es dem Personalisten mit Ihren Bewerbungsunterlagen.

Sie dienen dazu, zu entscheiden, ob Sie für den Zeitaufwand eines Interviews in Frage kommen.

Da das Motivationsschreiben sehr kurz ist, muss es Ihnen schon im Einstieg gelingen, Spannung zu erzeugen, damit der Leser animiert wird, weiter zu lesen. Langweilige Einstiege führen leider dazu, das Interesse des Personalisten zu verlieren.

Bereits der erste Satz gibt die Richtung vor, was der Leser von Ihrem Schreiben erwarten darf. Er weckt sein Interesse, wenn er bereits neugierig auf mehr macht.

Sie sollten dabei keine Zeit – und auch keinen Platz – vergeuden und schon im ersten Satz auf die Motive für Ihre Bewerbung lenken und sehr rasch einen Bezug zu begehrten Position herstellen.

Und seien Sie gewiss, dass Sie den Personalisten mit langweiligen Füllsätzen nicht sonderlich erfreuen, sondern die Gefahr besteht, dass er Ihre Bewerbungsunterlagen sofort ausscheidet. Vor allem dann, wenn das Motivationsschreiben noch vor dem Lebenslauf liest. Und solche Personalisten gibt es tatsächlich!

Was im ersten Satz des Motivationsschreibens nicht stehen sollte!

Zu meinem persönlichen Entsetzen musste ich feststellen, dass in Lehrbüchern des 21. Jhdt. ernsthaft geraten wird, mit der Floskel

“Hiermit bewerbe ich mich auf die in xy ausgeschriebenen Stelle”

zu beginnen.

Tun Sie das um Gottes Willen nicht!

Im Zeitalter von „War for talents“ suchen Personalistinnen und Personalisten das Besondere.

Sie sind auf der Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern, die versprechen, der Arbeit mit Leidenschaft und Enthusiasmus nachzugehen. Sie suchen individuelle, selbstständig denkende Köpfe, die sich nicht mit Standards zufrieden geben. Diese benutzen auch selbst keine Standardsätze.

Selbstverständlichkeiten im Einstiegssatz

Der Recruiter weiß im Regelfall, dass und wahrscheinlich auch wo er sein Inserat veröffentlicht hat. Auch wofür Sie sich bewerben wollen, ist ihm spätestens in der Betreffzeile klar.

Vermeiden Sie daher, zu schreiben, dass Sie sich aufgrund einer „Annonce auf karriere.at für die Einkäuferposition bewerben, weil sie die Stelle besonders interessiert!“

Das Gesagte schließt nicht aus, dass Sie in einer Datenbank gefragt werden, wie Sie auf das Inserat aufmerksam geworden sind. Diese Erhebung ist für das Marketing bzw. Employer Branding interessant, das wissen möchte, in welchem Medium die größte Reichweite erzielt wird. Für die Personaler ist diese Information nicht relevant!

Ein Einleitungssatz, der beschreibt, wo man das Inserat gelesen hat und dass man sich bewerben möchte, ist also für den Leser völlig unnötig, vergeudet den ohnehin begrenzten Platz und langweilt ihn.

Die Chance, dass Sie ihn mit diesem Satz schon verlieren, ist leider groß. Und damit landet Ihre Bewerbung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem „Leider Nein“ Stapel. Ganz besonders dann, wenn die Konkurrenz um die Stelle groß ist!

Beispiele für den ersten Satz im Motivationsschreiben

Bezug auf ein geführtes Telefonat als guten ersten Satz im Motivationsschreiben

Im Idealfall können Sie sich in der ersten Zeile auf ein geführtes Telefonat oder auf ein Gespräch beziehen.

„Vielen Dank für das informative Gespräch, das wir am [Datum] führen konnten.
Wie besprochen,
gilt mein Interesse, mich für die ausgeschriebene Stelle zu bewerben ganz besonders dem [Thema],
weil ich mich bereits in meiner beruflichen Vergangenheit in einer Vielzahl von Projekten damit beschäftigt habe.“

oder

„Im Gespräch mit Frau [Name] am [Datum] konnte ich zusätzlich in Erfahrung bringen,
dass Sie besonders an Bewerbern interessiert sind,
die Erfahrung mit [Thema] mitbringen. In einer Vielzahl von erfolgreichen Projekten konnte ich dazu bereits
in meiner beruflichen Vergangenheit mein Know How einbringen.“

oder 

„Im Gespräch mit Herrn [Name] am [Datum] konnte
ich einen tieferen Einblick in die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle gewinnen,
was mein Interesse daran nur noch mehr geweckt hat, weil ich ganz besonders an [Thema] interessiert bin.“

Eine Geschichte als spannender Einstieg in das Motivationsschreiben

Wenn es keinen Bezug zu einem Telefonat gibt, sollten Sie versuchen, durch einen “knackigen” Einstieg das Interesse des Lesers zu wecken.

„Als Kind verbrachte ich die Ferien immer bei meinem Opa. Er betrieb ein Elektrogeschäft in dem ich helfen durfte.
Am spannendsten dabei war, wenn wir auf den Dächern Wiens herumgeklettert sind, wo mein Opa Satellitenanlagen installierte.
Ich schätze, in dieser Zeit wurde mein Interesse für Elektrotechnik geweckt und hat mich nie wieder los gelassen!“

oder

„Dem kaufmännischen Talent „DKT“ (oder aktueller „Monopoly“), das meine Eltern
dankenswerter Weise und unerlässlich mit mir spielten, ist wohl zu verdanken,
dass ich voll Leidenschaft eine Lehre im Bankwesen absolviert habe,
denn immer schon fand ich spannend, Geld zu verwalten, einzunehmen und zu verleihen,
und damit war mein beruflicher Weg früh vorgezeichnet!“

Wollen Sie auch gerade wissen, wie die Geschichten weitergehen?

Dann ist bewiesen, dass Sätze wie diese, die Neugier des Lesers wecken und Lust machen, weiterzulesen. Genau das ist der Zweck eines gelungenen Einstiegssatzes.

Ich empfehle Ihnen, bereits im ersten Satz einen Bezug zum Jobinhalt herzustellen und darzulegen, was genau Ihr Interesse für den Job geweckt hat!

Slogans für den Einstiegssatz nutzen

In manchen Fällen sind auch Slogans, die das Unternehmen verwendet, gut geeignet, um einen Konnex herzustellen.

Das wohl berühmteste Beispiel dazu ist “just do it“.

Sollten Sie sich also zufällig bei Nike bewerben, so könnte Ihr Einstiegssatz lauten

“I’ll show you what crazy dreams can do!”

Damit schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe.

Der Slogan ist eine Abwandlung der Ziele von Nike. Damit zeigen Sie bereits im Motivationsschreiben, dass Sie sich mit der Website auseinander gesetzt, die Werte des Unternehmens herausgefunden und verstanden haben und, dass Sie sich mit ihnen identifizieren können.

Sie zeigen damit schon im ersten Satz, dass Sie die Botschaft verstanden haben und zum Unternehmen passen, weil auch Sie „verrückte Ideen umsetzen wollen“!

Ihr erster Satz im Motivationsschreiben sollte Emotionen wecken

Verwenden Sie in Ihrem Einstiegssatz auch unbedingt Wörter die Emotionen auslösen!

Das gelingt Ihnen z.B. mit Superlativen oder sogenannten „Power Wörtern„.

Es macht mir am meisten Spaß“ klingt gleich noch mal viel interessanter als „es macht mir Spaß„.

„XY mache ich mit besonders großer Leidenschaft!“ klingt viel stärker als „Ich mache xy sehr gerne!“

Auch das Erzeugen von Bildern im Kopf weckt die Emotionen des Lesers.

„Wie ein roter Faden zieht sich [Thema] durch meinen Lebenslauf“,

oder

„Wie ein Dirigent ….“ 

oder

„Als fehlendes Puzzleteil … „

Auch die eigene Begierde wirkt auf die Leserin oder den Leser interessant.

Ich wollte immer schon [Thema],
weil ich ein natürliches Talent für [Thema] besitze.
Daher kommt mir Ihre Stellenanzeige wie gerufen, verspricht Sie doch
den möglichen Einsatz meiner größten Stärken!
 „

oder

„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als [Thema]!
Deshalb ist ein Job der mir [Thema] bietet, genau der richtige für mich! “ 

„Wenn ich mich mit [Thema] beschäftigen kann, bin ich in meinem Element
und meine Kreativität scheint grenzenlos! 

In Ihrem Motivationsschreiben ausgelöste Emotionen sind deshalb wichtig, weil sie dafür sorgen, dass Sie bzw. Ihr Bewerbungsschreiben der Leserin und dem Leser im Gedächtnis bleiben.

Sie knüpfen damit bereits eine Beziehung zwischen sich und den Personalisten und das verleiht Ihnen gegenüber anderen Kandidaten einen Vorsprung im Bewerbungsprozess.

 

Fazit

  • Der erste Satz im Motivationsschreiben muss dem Leser Lust machen, weiterzulesen.
  • Der Einstiegssatz im Motivationsschreiben soll das Interesse auf Ihre Bewerbungsmotive und Ihre Persönlichkeit lenken.
  • Besonders erfolgreich werden Sie sein, wenn es Ihnen bereits mit dem Einstiegssatz in Ihr Motivationsschrieben gelingt, Emotionen zu wecken, Bilder zu kreieren und damit im Idealfall bereits eine Beziehung zwischen Ihnen und der Leserin oder dem Leser zu knüpfen.

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