Sich für einen Job zu bewerben, stellt viele Menschen jedes Alters und jeder Position vor eine Herausforderung.
Leider ranken sich viele Mythen um das Thema Bewerben und die Vielzahl von Expertentipps, die sich im Internet finden, macht die Sache nicht leichter!
Deshalb vorweg: beherzigen Sie selbst generell nur jene Tipps, die sich für Sie gut – stimmig und richtig – anfühlen!
Mythos Nummer 1: Lebenslauflänge
„Ihr Lebenslauf sollte nur eine Seite haben!“
Ein Mythos der sich über viele Jahre gehalten hat war, dass Lebensläufe nur aus einer A4 Seite bestehen dürften.
Richtig ist, dass Sie natürlich nicht mehr schreiben sollten, als es für die Entscheidung, Sie einzuladen, notwendig ist. Brauchen Sie dazu aber mehr Seiten, um Ihre wichtigsten Stationen im Curriculum Vitae oder Lebenslauf übersichtlich und gut lesbar darzustellen, dann dürfen Sie auch mehrere Seiten verwenden.
Der Glaube an den Mythos ebbt langsam ab, da mittlerweile Bewerber am Markt sind, deren Mustervorlagen mehrere Seiten haben und auch die EU erreicht mit dem Europass zumindest zwei Seiten, mit einer der drei möglichen Varianten sogar drei.
Dadurch hält sich dieser Mythos nicht mehr ganz so hartnäckig, wie das sehr lange Zeit der Fall war.
Mythos Nummer 2: Ansprechpartner eruieren
„Sie müssen den Ansprechpartner ausfindig machen!“
Noch immer höre ich, dass es wichtig sei, den konkreten Ansprechpartner eines Inserates zu nennen.
Dazu habe ich die pragmatische Haltung, dass das Unternehmen, wenn es tatsächlich wollte, dass Sie einen Ansprechpartner bekommen, auch einen nennen würde.
Vielmehr ist es so, dass viele Unternehmen gerade nicht wollen, dass sie direkt kontaktiert werden und durch das Nichtnennen des Ansprechpartners sogar verhindern wollen, dass hunderte von Bewerbern bei einer Person anrufen.
Stellen Sie sich das realistisch vor. Wenn in einem Unternehmen klar deklariert wird, wer für ein Inserat zuständig ist, dann erhält diese Person sehr viele Anrufe und vielleicht sogar fadenscheinige Fragen, die ihr nur die Zeit stehlen.
Ich habe mich übrigens niemals daran gestoßen, wenn ich nicht persönlich angesprochen worden war. In diesem Zusammenhang möchte ich gleich erwähnen, dass es bei mir aber in jenen Fällen, wo ich direkt adressiert wurde, sehr wohl negativ angekommen ist, wenn mein Name falsch geschrieben war!
Dass tatsächlich ein Ansprechpartner genannt wird, kommt bei Personalberatern – also solchen Firmen, die im Auftrag einer anderen Firma Personal für sie sucht – häufiger vor.
Sollten Sie ein Inserat sehen, wo Ansprechpartner und Telefonnummer genannt sind, dann rate ich sogar anzurufen, denn dann kann das einen psychologischen Hintergrund haben. Überlegen Sie sich aber in einem solchen Fall eine gute Frage!
Im Regelfall reicht die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren!“ völlig aus und auch hier kann ich Ihnen nur versichern, dass ich nahezu alle Bewerbungsschreiben für Kunden mit dieser Anrede verfasse und diese durchwegs gutes Feedback seitens der Unternehmen bekommen.
Mythos Nummer 3: Deckblatt
„Verwenden Sie kein Deckblatt!“
Richtig ist, dass Sie in Ihren Bewerbungsunterlagen alles vermeiden sollten, was keinen Mehrwert für Ihre Bewerbung bringt. Daher bin ich z.B. absolut keine Freundin von irgendwelchen nichtssagenden Lebensmotti.
Ob Sie ein Deckblatt verwenden sollten oder nicht, entscheidet der Einzelfall.
Wenn Sie erst über wenig oder gar keine Berufserfahrung verfügen, dann macht ein Deckblatt in vielen Fällen keinen Sinn, weil Ihr Lebenslauf sehr leicht auf eine A4 Seite passt.
Allerdings kann es Fälle geben, wo Sie eine Bewerbungsmappe (auch in Form eines PDFs) kreieren und dann macht auch bei jungen Bewerber ein Deckblatt durchaus Sinn, weil es die Unterlagen sehr schön einleitet und sympathisch aussehen lässt.
Wenn Sie mit einer Seite nicht mehr das Auslangen finden, weil Sie sehr viele Positionen bekleidet haben oder schon über sehr viele Jahre Berufserfahrung verfügen, dann hilft Ihnen ein Deckblatt. Entweder um ein „Über mich“ einzubauen oder um Ihre persönliche Daten und das Foto gut zu platzieren und den Lebenslauf übersichtlich zu gestalten.
In meiner beruflichen Praxis, die auch zu einem großen Teil darin besteht, Bewerbungsunterlagen für meine Kunden und Kundinnen zu gestalten, verwende ich nur bei sehr jungen Bewerbern kein Deckblatt.
Mythos Nummer 4: Nur der Inhalt zählt!
„Die Form ist nicht so wichtig, auf den Inhalt kommt es an!“
Zu denken, dass nur der Inhalt zählen würde, setzt voraus, dass der Personaler ihn auch tatsächlich liest.
Besonders bei Positionen, für die es sehr viele Bewerber und Bewerberinnen gibt, wird der Personaler aber im ersten Schritt zu jenen Bewerbungen greifen, die ihn am meisten ansprechen.
Und wenn er damit genug Kandidaten hat, die er zum Bewerbungsgespräch einladen kann, dann kommt es nicht mehr dazu, dass er jene Unterlagen liest, die eventuell auch sehr guten Inhalt haben.
Deshalb ist es ein großer Fehler, zu glauben, dass die optische Aufmachung Ihrer Unterlagen nicht von Belang sei.
Mythos Nummer 5: Quantität
„Je mehr Bewerbungen, desto besser!“
Völlig falsch ist übrigens auch, zu glauben, dass die Quantität Ihrer Versendungen Ihre Chancen zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, erhöht. Wenn Ihre Unterlagen immer gleich schlecht sind, dann ist auch die Chance auf einen Zufallstreffer sehr gering.
Das bestätigte sich bereits bei einigen meiner Klientinnen und Klienten.
Ein Fall ist mir in Erinnerung, bei dem mir die Kundin sehr leid tat, weil Sie sehr bemüht war, sich aber leider immer wieder auf die falschen Jobs bewarb. Erst ein Umdenken, dass Sie sich aufgrund Ihrer persönlichen Umstände auf andere Jobs bewerben muss, brachte letztlich den Erfolg.
Ein anderer Fall lag so, dass die Kundin sehr viele Rechtsschreibfehler in Ihren Unterlagen hatte. Egal wie oft Sie sie noch verschickte, es war klar, dass Sie nicht erfolgreich sein würde.
Achten Sie daher sehr viel mehr auf Qualität und bewerben Sie sich nur auf Jobs, auf die Sie auch wirklich passen. Alles andere führt dazu, dass Sie Gefahr laufen, in eine Abwärtsspirale zu geraten und letztlich verzweifeln.
Dass das keine gute Ausgangsbasis für Ihre weiteren Bewerbungen ist, thematisiere ich hier: Wer bei der Jobsuche verzweifelt, bleibt erfolglos!
Mythos Nummer 6: Die Wichtigkeit Ihrer Unterlagen
„Das Bewerbungsschreiben ist wichtiger als der Lebenslauf!“
Aus meiner eigenen, langjährigen Praxis als Recruiterin kann ich Ihnen garantieren, wenn die wesentlichen Details, die der Personaler sucht, nicht im Lebenslauf stehen, dann liest er den Rest Ihrer Bewerbung nicht mehr. Ich reihe mich also in die Liste all jener, die offen zugeben, dass Sie viele Motivationsschreiben gar nicht gelesen haben.
ABER: Wenn ich einen Lebenslauf interessant fand, dann war oft das Motivationsschreiben ausschlaggebend dafür, den Kandidaten oder die Kandidatin einzuladen. Denken Sie also bitte nicht, dass das Motivationsschreiben bedeutungslos wäre!
In dem Moment, wo Sie mit Ihrem Lebenslauf und Ihrem Foto in die engere Wahl des Einladungskreises kommen, dann gewinnt Ihr Motivationsschreiben enorm an Bedeutung!
Mythos Nummer 7: Ihr Foto
„Das Bewerbungsfoto ist nicht so wichtig!“
Die Empfehlungen reichen von „gar kein Foto mehr, weil es das in Amerika auch nicht mehr gibt“ bis „Der Inhalt Deiner Unterlagen ist viel wichtiger!“
Falsch gedacht! Unter zehn – von der Ausbildung und dem Know How völlig gleichwertigen – Personen – wird der das Rennen machen, der mit Sympathie punkten kann. Und ein wesentlicher Träger der Sympathie ist ihr Foto.
Wie ich bereits in einigen Blogbeträgen betont habe, kommt es dabei keineswegs darauf an, dass Sie besonders hübsch sind, sondern, dass Sie mit einem überzeugenden Lächeln und einer gut transportieren Ausstrahlung gewinnen.
Weitere Tipps zum Bewerbungsfoto finden Sie hier: 10 Tipps für das perfekte Bewerbungsfoto.
Mythos Nummer 8: Nervös im Bewerbungsgespräch
„Nur keine Nervosität zeigen!“
Einer meiner ersten Sätze bei jedem Bewerbungsgespräch war die Frage, wie es der Kandidatin oder dem Kandidaten geht. Damit habe ich den Bewerbern einen Grund geliefert, mir zu sagen, dass Sie nervös waren.
Besonders bei jungen Kandidaten wusste ich das ohnehin, aber die jeweilige Antwort ermöglichte mir, die Bewerber zu beruhigen. Damit hatten wir einen guten Gesprächseinstieg und ich denke, dass mir viele Bewerber dankbar waren, ihnen diese Gelegenheit gegeben zu haben.
Nutzen Sie auf alle Fälle die Chance!
Auch für Personaler ist nachvollziehbar, dass ein Bewerbungsgespräch Anlass für jeden Bewerber, der das Bewerbungsgespräch tatsächlich ernst nimmt, ist, nervös zu sein. Und – nette Recruiter – wollen eher, dass Sie sich auch im Gespräch wohl fühlen.
Einmal erlebte ich einen Bewerber, der seine Nervosität mit Arroganz und Überheblichkeit überspielte, wie er letztlich eingestand. Das war ein großer Fehler, der dafür entscheidend war, dass der Bewerber von Anfang an recht wenig Chancen hatte.
Mythos Nummer 9: Outfit
„Das Outfit ist nicht mehr so wichtig!“
Wenn auch die Gepflogenheiten nicht mehr ganz so streng sind, wie Sie mal waren und es mittlerweile nicht mehr Pflicht ist, dass Damen im Hochsommer Strümpfe und man die Herren in jeder Firma einen Anzug tragen müssen, achten Sie darauf, dass Ihr Styling zum Unternehmen passt und vergessen Sie nicht, dass wir mit unserem ganzen Auftreten kommunizieren.
Mehr zum Outfit finden Sie in diesem Beitrag: Das richtige Outfit für das Bewerbungsgespräch
Mythos Nummer 10: Instagram, Facebook & Co
„Mein Social Media Profil ist meine Privatsache!“
Ein oberstes Gebot für jeden Personalisten ist es, Zeit zu sparen und beim Recruiting so effizient wie möglich vorzugehen. Daher will er keine falsche Entscheidung für eine Gesprächseinladung treffen.
Er wird deshalb sämtliche mögliche Informationsquellen anzapfen, um sich ein Bild vom Bewerber zu machen. Dazu bietet ihm natürlich das Internet sehr viele Gelegenheiten, wenn Sie über Profile auf verschiedenen Kanälen verfügen.
Beziehen daher auch Sie sämtliche Informationen, die der Recruiter einsehen kann, in Ihre Bewerbung mit ein und löschen Sie Dinge, die er nicht sehen soll. Schalten Sie eventuell all Ihre Social Media Seiten auf „nicht öffentlich“.
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