Work-Life-Blending leicht erklärt

die Businesscoach Work-Life-Blending leicht erklärt

Work-Life-Blending ist spätestens seit den Lock Downs in Folge der Corona Pandemie jedem bestens bekannt. Möglicherweise aber nicht bewusst!

Während wir von unseren Eltern den „9 to 5“ Job kennen, wo der Feierabend der Familie und Freunden gehörte und das Wochenende höchsten mit Garten- oder Hausarbeit verplant war, treffen wir uns heute ganz ungezwungen wochentags mit der Freundin auf einen Kaffeetratsch, weil wir wissen, dass spätabends noch das Telefon läutet, weil der Chef was braucht.

Die Bedeutung von Work-Life-Blending

Definition Work-Life-Blending

„Blending“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „mischen“.

„Work“ und „Life“ bedeuten übersetzt „Arbeit“ und „Leben“.

Der Begriff Work-Life-Blending beschreibt den Zustand der völligen Verschmelzung von Arbeits- und Privatleben.

Statt der strikten Trennung zwischen Arbeits und dem Privatleben finden wir uns seit Corona häufig in einem Zustand wieder, der beide Bereiche ineinander verschmelzen läßt – nicht zuletzt deshalb, weil Corona viele von uns gezwungen hat, die Arbeit vom Küchentisch aus zu erledigen.

Wer regelmäßig im Home Office sitzt, seine Arbeit dann erledigt, wenn es am Besten passt, sich also auch abends oder am Wochenende vor den PC setzt, um berufliche Arbeiten zu erledigen, bei dem ist Work-Life-Blending längst angekommen.

Viele Mitarbeitende, besonders junge Generationen 1) genießen die so gewonnene Freiheit der Selbstbestimmung, da ihre Lebensqualität dadurch steigt.

Work-Life-Balance versus Work-Life-Blending

Während bislang die Work-Life-Balance, die strikt zwischen Arbeits- und Privatleben trennt und eine angenehme Mischung zwischen beidem anstrebt, in aller Munde war, lassen sich die Bereiche beruflich und privat bei Work-Life-Blending nicht mehr trennen.

Die Übergänge vermischen sich und es kann oft gar nicht mehr unterschieden werden, ob man sich gerade im Arbeits- oder Privatleben befindet.

Die Entstehung von Work-Life-Blending

Digitalisierung, Globalisierung und damit verbundene Änderung der Rahmenbedingungen verändern die Arbeitswelt.

Das ist an sich nichts Neues, denn schon in der Vergangenheit revolutionierten z.B. der Buchdruck oder die Erfindung der Dampfmaschine das Arbeitsleben der Menschen.

Was sich allerdings massiv verändert hat, ist die Geschwindigkeit der Veränderung, ihre Komplexität und die zur Verfügung stehende Technik.

Die Anfänge von Work-Life-Blending orte ich persönlich mit der Erfindung der Mobiltelefone und der weiten Verbereitung unter Arbeitnehmern.

Schon zur Jahrtausendwende wurde es zur Normalität, für den Chef rund um die Uhr erreichbar zu sein. Ich selbst kann mich sogar noch deutlich daran erinnern, dass mein Chef mit mir am Silvestertag „… unbedingt noch eine Strategie besprechen …“ wollte, die ihm gerade eingefallen war.

Spätestens als es zur weitreichenden Normalität wurde, auch unseren Kindern ein Handy zu überlassen, wuchs eine Generation heran, die es gewohnt ist, allzeit und überall erreichbar zu sein.

Diese Generation Y (Geburtsjahrgänge ca.1980 – 1994/1999) steht mittlerweile größtenteils voll im Berufsleben und ist die permanente digitale Kommunikation, völlig unabhängig von ihrer beruflichen oder privaten Notwendigkeit, gewohnt.

Da die Generation Y und auch die Folgegeneration Z  den Sinn der Arbeit hauptsächlich in der Selbstverwirklichung sehen und der Job genau so lange wichtig ist, wie er in das Lebenskonzept passt, muss er sich auch in dieses einfügen.

Die Work-Life-Blending hat daher für viele den Sinn, die eigenen Wünsche realisieren zu können.

Vor- und Nachteile von Work-Life-Blending

Vorteile

Freiheit und Flexibilität

Es ist noch nicht lange her, da musste man sich einen Urlaubstag nehmen, wenn der Rauchfangkehrer sich ansagte oder ein Handwerker in der Wohnung gebraucht wurde. Im Zeitalter von Home Office alles kein Problem mehr. Wir sitzen zu Hause und es ist uns egal, ob die Ankündigung des Besuches in einem Zeitraum über mehrere Stunden erfolgt. „Kommen Sie, wann immer Sie wollen!“

Globales Zusammenarbeiten

Die digitale Transformation führt zu einer immer intensiver werdenden Globalisierung, die es auch notwendig macht, dass Menschen in unterschiedlichen Zeitzonen zusammenarbeiten. Der Trend zum Work-Life-Blending unterstützt diese Bestrebungen und treibt damit vice versa auch die Globalisierung stetig voran.

Das daraus entstehende digitale Nomadentum wiederum erkennt die Vorteile, unabhängig von Raum und Zeit zu arbeiten.

Zeit- und Kosteneinsparung

Wenn die Arbeit nicht mehr ausschließlich im Büro erbracht wird, liegen Zeit- und Kosteneinsparung durch den Wegfall von Arbeitswegen auf der Hand.

Auch für Unternehmen entstehen dadurch Möglichkeiten der Kosteneinsparung, da Platzressourcen frei werden und desk sharing leichter möglich ist.

Zielgerichtetes Arbeiten

Wie viele Studien zeigen, steigert das Arbeiten im Home Office die Produktivität. So hat eine Studie der University of Standford aus 2015 gezeigt, dass die Arbeitsleistung durchschnittlich um 13% gestiegen ist, was auf die erhöhte Konzentration der Mitarbeitenden zurück geführt wurde.

Höhere Arbeitsmotivation

Die meisten Unternehmen machten während der erzwungenen Home Office Situation die Erfahrung, dass Mitarbeitende es genossen, die durch obsolet gewordene Arbeitswege gewonnene Freizeit zu nutzen und dies auch die Motivation im Home Office steigerte. Dieser Effekt überraschte und überzeugte letztlich auch viele zweifelnde Führungskräfte.

Nachteile

Ausweitung der Arbeitszeit

In Zeiten wo auch die Führungskraft sich im Zustand des Work-Life-Blending befindet, schaut sie nicht mehr auf die Uhr, wenn sie schnell was vom Mitarbeitenden braucht. Sie greift zum Telefon, egal zu welcher Zeit. Das birgt die Gefahr in sich, dass der Mitarbeitende, der sich gerade mit einer Freizeitaktivität beschäftigt, trotzdem ans Telefon geht und wieder in den Arbeitsmodus einsteigt.

Abstriche im Privatleben

Daraus ergeben sich naturgemäß auch Abstriche, die der Mitarbeitende in seinem Privatleben machen muss. Die Konzentration gehört nicht ausschließlich der Familie, sondern wird durch kurze Arbeitsphasen unterbrochen. Dadurch ergibt sich zwangsläufig eine Störung der Entspannung des Mitarbeitenden.

Ruhelosigkeit und Gesundheitsrisken

Im schlimmsten Fall kann es dazu führen, dass der Mitarbeitende Gesundheitsrisken eingeht, was besonders dann der Fall ist, wenn er/sie nicht die Selbstdisziplin aufbringt, selbst für Entspannungsphasen zu sorgen.

Generationenkonflikt

Hat man bei der Betrachtung dieser Effekte immer den gleichen Mitarbeitenden vor Augen, so könnte man denken, dass er ja auch die Vorteile genießt.

Problematisch wird der Zustand des Work-Life-Blendings aber dann, wenn er Mitarbeitende trifft, die das gar nicht wollen.

Dann ist entweder die Führungskraft gefordert, sich gegenüber den einzelnen Mitarbeitenden unterschiedlich zu verhalten und Rücksicht zu nehmen oder der Mitarbeitende muss zwangsläufig ungefragt damit zu recht kommen.

Ich befürchte, dass letzteres für viele ältere Mitarbeitende, die eine Führungskraft haben, die der der Generation Y angehört, bereits der Fall ist.

Fehlende Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen

Besonders für Menschen, deren höchster Motivator für einen Job die Interaktion mit Menschen ist, kann die Entfernung zum Unternehmen und die fehlende Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen zum Problem werden, da der Mensch mit dem Verlust dieses Motivators auch die Lust am Arbeiten verliert.

Einbuße der Identifikation mit dem Unternehmen

Wer jeden Tag ins Büro geht, das Logo seines Unternehmens allgegenwärtig vor Augen hat, die Kollegen und Führungskraft mehrmals am Tag sieht, identifiziert sich stärker mit seinem Unternehmen als jemand, der regelmäßig im Home Office sitzt. Diese Situationen verstärken die unbewussten Identifikationsanteile.

Die physische Abwesenheit führt demgegenüber zu einer unbewussten Distanzierung. Ein Aspekt, dessen sich Führungskräfte bewusst sein und dafür sorgen müssen, durch andere Maßnahmen die Identifikation des Mitarbeitenden zu steigern. Denn Mitarbeitende, die sich nicht an ein Unternehmen gebunden fühlen, sind ständig am Sprung!

Tipps für den Umgang mit Work-Life-Blending

Selbst- und Zeitmanagement

Besonders die Arbeit im Home Office erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung und die Fähigkeit, sich selbst zu managen.

Wer sich selbst organisieren kann, einen klaren Überblick über To Do’s hat und seine Aufgaben gründlich und vorausschauend planen kann, ist klar im Vorteil.

Für all jene, die Probleme dabei haben, sich selbst zu managen und ihre Zeit effektiv zu nutzen, gibt es verschiedene Tools, die helfen können:

Eisenhower Methode

Dabei werden sämtliche Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit eingeteilt und in eine Matrix mit x ( (Dringlichkeit) und y (Wichtigkeit) Achse eingepflegt.

Agenden die in hohem Maße dringend und wichtig sind, sind sofort zu erledigen. Aufgaben, die zwar wichtig aber nicht dringend sind, werden terminisiert. Tasks die dringend aber nicht wichtig sind, sollten delegiert werden oder zwischendurch erledigt werden. Agenden, die weder dringend noch wichtig sind, sollten ignoriert werden.

ABC Analyse

Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch die ABC Analyse. Alle Aufgaben werden analysiert und nach wichtig oder nicht wichtig eingeteilt. Im nächsten Schritt überlegen Sie, welche davon dringend sind.

Alle wichtigen und dringenden Agenden (A Agenden) sind sofort zu erledigen. Sind sie wichtig aber nicht dringend (B-Agenden), werden sie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Aufgaben die dringend sind, aber nicht wichtig (C-Agenden) und daher nicht von Ihnen persönlich erledigt werden müssen, sollten delegiert werden. Der Rest wandert in den digitalen oder  analogen Papierkorb.

2 Minuten Regel

Dabei gilt der Grundsatz, dass jede Aufgabe, die sich innerhalb von 2 Minuten erledigen lässt, sofort erledigt wird. Zu empfehlen ist eine Kombination mit der Eisenhower Methode oder der ABC Analyse.

ALPEN Methode

ALPEN ist ein Akronym und steht für

  • Aufgaben aufschreiben
  • Länge einschätzen
  • Pufferzeit einplanen
  • Entscheidungen priorisieren
  • Nachkontrollieren

Diese Methode soll Ihnen insbesondere helfen, Struktur in Ihren Arbeitstag zu bringen und ihn zu planen. Diese Methode eignet sich nur für zeitaufwändigere Agenden und birgt die Gefahr in sich, dass Sie mehr Zeit damit verbringen als für die eigentliche Arbeit.

Besonders wer zu Prokrastination oder mangelnden Konzentration neigt, könnte sich die nachfolgende Methode zu nutze machen:

Pomodore Technik

Dabei zwingen Sie sich selbst, etwa 25 Minuten hochmotiviert zu arbeiten und danach eine fünfminütige Pause zu machen. Diesen Vorgang wiederholen Sie vier Mal, danach dürfen Sie sich über 30 Minuten Pause freuen.

Schreiben Sie sämtliche Arbeiten auf, die Sie erledigen wollen. Wählen Sie dann eine Arbeit, die Sie erledigen wollen und notieren Sie, was dazu erforderlich ist.

Dann stellen Sie den Wecker auf 25 Minuten. Sobald er klingelt, streichen Sie ab, was Sie erledigt haben und machen fünf Minuten Pause, bevor Sie sich den nächsten Schritten widmen.

(Ihren Namen hat die Pomodore Technik angeblich in Anspielung an die Küchenuhr des Erfinders der Technik Francesco Cirillo, die eine Tomate darstellte.)

Für Entspannung sorgen

Work-Life-Blending führt bei manchen Menschen zum Gefühl, mehr Freizeit zu haben. Andere aber haben das Gefühl, ständig im Arbeitsmodus zu sein und nie entspannen zu können.

Diese Gruppe ist gefordert, selbst aktiv für Entspannung zu sorgen. Hilfreich können für diese Menschen Entspannungstechniken wie z.B. Autogenes Training, Hatha Yoga, Tai Chi und Qigong sein.

Arbeitsgeräte abschalten

Wer das Gefühl hat, trotz aller Achtsamkeit und Selbstmanagement nur mehr im Arbeitsmodus zu sein, der sollte zwischendurch tatsächlich alle Arbeitsgeräte abschalten und ganz bewusst in den Freizeitmodus schalten!

Quelle:

1) Studie des Meinungsforschungsinstitutes OGM im Auftrag des Arbeitsministeriums vom März 2021

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