Vor- und Nachteile der One-Click-Be­werb­ung

die Businesscoach Vor- und Nachteile der One-Click-Be­werb­ung

Die One-Click-Bewerbung könnte für viele Menschen die Ablöse des mühsamen und zeitaufwändigen Eintippens der relevanten Daten in veraltete Bewerber­-Datenbanken bedeuten.

Wer sich in den letzten Jahren beworben hat, der weiß, wovon ich spreche. In Zeiten der immer schneller voranschreitenden Digitalisierung erfolgen Bewerbungen mittlerweile ausschließlich online, meisten per E-Mail oder mittels Bewerber-Datenbanken der Unternehmen.

Nicht alle Unternehmen nutzen bei der letztgenannten Variante CV Parsing, worunter man das automatisierte Auslesen der Daten aus dem Lebenslauf versteht.

Dieser Umstand macht entweder den Human Resources (HR) Mitarbeiterinnen oder den Bewerber:innen das Leben schwer. Denn bei der Bewerbung per E-Mail müssen die HR Mitarbeiter:innen die Daten aus den Bewerbungsunterlagen in die jeweilige Datenbank eintippen, oder der Bewerber muss es in der Bewerber-Datenbank tun.

Beides ist zeitaufwendig und der Bewerberin kostet es mit Sicherheit auch noch einiges an Nerven. Sie muss nämlich jedenfalls ihre persönlichen Daten dreimal tippen. Zuerst in den Lebenslauf, dann bei der Registrierung und zuletzt in der Datenbank selbst.

Ein mühsames, nervenaufreibendes Unterfangen. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass vier von zehn Bewerbern¹) ihre Bewerbung abbrechen, weil sie zu mühsam ist. 

One-Click-Bewerbung – Definition

Wie der Name schon sagt, ermöglicht die One-Click-Bewerbung die Jobbewerbung mit nur einem Klick. Das besondere daran – denn auch per E-mail braucht es nur einen Klick, um die Bewerbung abzuschicken – ist, dass der Bewerber mit einem einzigen Klick sein Profil aus einem beruflichen Netzwerk (meist XING oder linkedIn) hochlädt.

Dabei ist es in den meisten Fällen nach wie vor notwendig, sich im zweiten Schritt mit vollständigen Bewerbungsunterlagen zu bewerben. 

Mittlerweile haben Betreiber einiger Jobplattform das Thema aufgegriffen und ihrerseits einige interessante App-Lösungen entwickelt, die den umgekehrten Weg gehen. Neben langjährig bekannten Jobportalen wie Karriere.at, monster.at und stepstone mischen neue Unternehmen wie Hokify und Jobbringer den Arbeitsstellensuchmarkt auf.

Letztere haben den bekannten Usus eines Datingportals  übernommen. Durch Wischen nach links oder rechts kann der User Firmeninserate ablehnen oder sich mittels Klick bewerben.  

Vorteile der One-Click-Bewerbung

Bequemlichkeit

Unser Online Leben findet immer stärker auf dem Smartphone statt. Man kann also die Wartezeit auf den Bus oder den Arzttermin genauso wie die Busfahrt selbst dazu nutzen, sich zu bewerben, ohne vor dem PC sitzen zu müssen, 

Zeitersparnis und breite Streuung

Durch das Bewerben mit nur einem Klick und den Entfall der mühsamen Dateneingabe ist es möglich, sich innerhalb weniger Minuten bei vielen Firmen zu bewerben. Das bedeutet eine große Zeitersparnis. Der One-Click Prozess, bringt den weiteren großen Vorteil mit sich, dass der Bewerber unzählige verschiedene Unternehmen rasch und unkompliziert auf sich aufmerksam machen kann. 

Branchenspezifische Unterschiede 

Da ja bekanntlich immer dort wo Licht auch Schatten ist, gibt es auch einige Nachteile. Ich vermute allerdings, dass die Nachteile je nach Einzelfall bzw. Branche ganz unterschiedlich ausfallen. 

Nach Durchsicht der One-Click-Bewerbungsmöglichkeiten glaube ich, dass die Vorteile in einigen Branchen und besonders bei gering qualifizierten Jobs deutlich überwiegen. Insbesondere für handwerkliche Dienstleistungen, Hotellerie und Gastgewerbe sowie den Handel sehe ich ganz eindeutig einen großen Vorteil der One-Click-Bewerbung.

Kandidaten füllen ihre Profile auf den oben genannten Jobportalen aus und sind für suchende Unternehmen sofort greifbar. Das ist ein ungeheurer Vorteil für die Unternehmen.

Lange Suchprozesse und die damit verbundenen Kosten fallen durch diese neuen Möglichkeiten gänzlich weg. Bedarf an neuen Mitarbeitern kann in kurzer Zeit gedeckt werden, da der potentielle Kandidat sofort verfügbar ist, was weitere Kosten spart. Denn, hat der Kandidat sein Profil freigeschalten, können Unternehmen sofort Kontakt zu ihm aufnehmen. 

Umgekehrt ist eher nicht anzunehmen, dass die Supermarktkassiererin ein Jobprofil auf Xing & Co besitzt. Es  werden sich daher aus meiner Sicht zwei Arten der One-Click-Bewerbung durchsetzen. Für geringer qualifizierte Jobs werden es die One-Click-Bewerbungen mittels Profilen in Jobportalen sein, für höher qualifizierte die One-Click-Bewerbung mittels Profil aus einem beruflichen Netzwerk.

Nachteile der One-Click-Bewerbung

Gerade bei höher qualifizierten Jobs sehe ich einige Nachteile. Welche mit hoher Wahrscheinlichkeit der Grund sind, dass die One-Click-Bewerbung dort noch eher verhalten bzw. nur in der Variante auffindbar ist, dass Profile aus Netzwerken übermittelt werden.  

Mehraufwand für Unternehmen

Jedenfalls bei geringer qualifizierten Jobs ergibt sich aus der Tatsache, dass es Bewerbern sehr leicht gemacht wird, sich zu bewerben, dass ein deutlicher Mehraufwand beim Unternehmen entsteht. Es ist zwar davon auszugehen, dass die einlangenden Bewerbungen maschinell ausgelesen werden, die Software dazu muss aber vom Unternehmen angeschafft werden und verursacht Kosten.  

Keine Individualität, keine Motivation zu vermitteln

Der Hauptkritikpunkt der One-Click-Bewerbung ist sicher der, dass Individualität und Motivation nicht vermittelt werden können.

Damit werden die Bewerber für das Unternehmen zur grauen Masse, in der niemand mehr auffällt. Erschwerend kommt hinzu, dass Unternehmen Software nutzen, die einen Match zwischen Jobanforderungen und Kandidatenprofil („CV-Parsing“) herstellen. Ist es dem Bewerber also durch das Xing oder LinkedIn Profil nicht gelungen, die wesentlichen Kriterien zu treffen, fällt er sofort raus.

Das wird besonders für Bewerber zu einem Nachteil, die die Branche oder gar Beruf wechseln wollen. Das ist nämlich schon relativ schwer, wenn man sich mit herkömmlichen Bewerbungsunterlagen bewirbt.

Greift aber jetzt die Software auf die nüchtern dargestellten, bisherigen Berufs­erfahrungen, findet sie nichts, was einen Match ergeben kann.

Der Bewerber hat in diesem Stadium keine Möglichkeit zu erklären, dass sein bisheriger Job durchaus Elemente aufweist, die mit dem gewünschten vergleichbar sind. Könnte er das in einem Motivations­schreiben noch erläutern, ist ihm diese Chance bei der One-Click-Bewerb­ung von vornherein genommen. 

Profile einsehbar

Dass das Profil also umfassend befüllt sein muss, damit es zu einem Match kommen kann, setzt voraus, dass der Kandidat alles angeben muss, was in irgendeiner Form relevant sein könnte. Der Nachteil ist, dass damit die ganze Welt – oder zumindest der Nutzerkreis des jeweiligen Portals – sehr vieles über die jeweilige Person erfährt. Von der generellen Tatsache, dass die Person Job sucht, bis zu erworbenen Zusatz­fähig­keiten und der Mitgliedschaft in einer ehren­amtlich tätigen Einrichtung. 

Noch weniger Rückmeldungen?

Trotz modernem „Employer branding“ reagieren Unternehmen in vielen Fällen nicht auf Bewerbungen. Ich vermute, dass sich diese Tatsache durch die größere Streuungs­möglichkeit sogar wieder verstärken wird. 

Nichts zu verlieren?

Die Tatsache, dass die One-Click-Bewerbung so leicht zu handhaben ist, verleitet mit Sicherheit dazu, dass schnell und leichtfertig ein Klick auf einen interessanten Job gesetzt wird, ohne sich tatsächlich inhaltlich ausreichend damit beschäftigt zu haben.

In meiner Recherche las ich dazu, dass der Bewerber ja ohnehin nichts zu verlieren hätte. Das sehe ich ein bisschen anders. Denn auch hier gilt der Grundsatz  „you never get a second chance for the first impression“. Je nach Einzelfall kann sich also ergeben, dass ein leichtfertig gesetzter Klick Jobchancen auch für die Zukunft verhindern. Denn, hat der Bewerber sein Netzwerkprofil nicht sorgfältig ausgefüllt, kann ihm der schnelle Klick zum Verhängnis werden. 

Daher gilt, was für Bewerbungsunterlagen generell gilt. Achten Sie darauf, dass Sie ein professionelles Foto verwenden, dass sich keine Rechtschreibfehler im Profil finden und dass sämtliche Kriterien angegeben sind, die relevant sein könnten.

Überraschende Anfrage

Schon in der aktuellen Bewerbungsart mittels Bewerbungsunterlagen, erlebe ich häufig, dass Kandidaten den Job für den Sie sich beworben haben, nicht reproduzieren können, weil sie das Inserat nicht gespeichert haben.

Diese Gefahr sehe ich durch die One-Click-Bewerbung drastisch höher. Wer sich mal eben schnell an der Bushaltestelle bewirbt, in dem er einen Klick setzt, läuft noch eher Gefahr, nicht mehr zu wissen, auf welchen Job er sich konkret beworben hat. 

Ich schätze daher, dass mehr Kandidaten als heute über nachfolgende Aufforderungen zur Übermittlung von umfassenden Unterlagen überrascht sein werden. Es bleibt dabei zu hoffen, dass die Unternehmen eine derartige Anfrage mit dem ursprünglichen Inserat koppeln. Stellen Sie also sicher, dass Sie auch später noch auf das Inserat zugreifen können. 

Fazit

One-Click-Bewerbungen sind mit Sicherheit ein Trend, der sich weiter durchsetzen wird, da er sowohl für Bewerber als auch für Firmen den Bewerbungsprozess sehr erleichtert. 

1) „candidate Journey – wie Sie Bewerber beindrucken“, 2018, Whitepaper von Marketagent.com im Auftrag von karriere.at

Das könnte Sie auch interessieren: Bewerben mit eigener Homepage

War dieser Beitrag hilfreich?