Wenn Sie erstmals zu einem Hearing eingeladen wurden, dann interessiert Sie bestimmt besonders, wie es abläuft und worauf Sie unbedingt achten müssen!
Was ist ein Hearing eigentlich?
Ein Hearing ist im Rahmen des Bewerbungsprozesses ein qualitativ anspruchsvolleres Zusammentreffen mit mehreren Entscheidungsträgern eines Unternehmens. Meistens stellt es die zweite, manchmal auch die dritte Runde der Bewerbung dar.
Die Tatsache, dass mehrere Teilnehmer seitens des Unternehmens anwesend sind, erhöht die Chance, dass im Vorfeld vereinbart wurde, wer auf welche soziale Kompetenz des Bewerbers achtet.
Selbst wenn diese Vorgangsweise nicht explizit vereinbart worden ist, ist naheliegend, dass verschiedenen Beobachtern unterschiedliche Akzente Ihres Auftretens auffallen.
Nach dem Hearing wird im Gremium über Ihre Anstellung entschieden.
Kennenlernen im Hearing
Die Kennenlernphase dauert in der Regel fünf bis zehn Minuten.
Das Kennenlernen im Hearing unterscheidet sich im Wesentlichen vom Kennenlernen im Bewerbungsgespräch dadurch, dass Sie bereits im Vorfeld darüber informiert werden, wer (namentlich) am Hearing teilnimmt und eventuell auch, wie es inhaltlich gestaltet sein wird.
Achten Sie darauf, dass Sie erst Damen vor Herren begrüßen, mit der Ausnahme, dass Sie einen hierachisch höherstehenden Mann als erstes begrüßen.
Seit Corona sollten Sie auch hinterfragen, ob Händeschütteln erwünscht ist. Bereits diese Geste zeigt Ihre soziale Kompetenz und gute Umgangsformen.
Achten Sie, wie schon im Bewerbungsgespräch darauf, dass Sie erst Platz nehmen, wenn man Sie dazu aufgefordert hat.
Im Unterschied zum Bewerbungsgespräch wird das Hearing mit der Aufforderung zu einer Selbstpräsentation fortgesetzt. Es ist möglich, dass man Ihnen bereits im Vorfeld mitgeteilt hat, dass Sie unterstützende, visuelle Hilfsmittel verwenden sollen. In jedem Fall empfehle ich Ihnen, diesen Punkt im Vorfeld abzuklären.
Selbstpräsentation im Hearing
Vorbereitung
Im Regelfall werden Sie also bereits im Vorhinein Instruktionen erhalten haben. In vielen Fällen soll die Präsentation ca. 10 Minuten dauern und bereits konkrete Fragestellungen beantworten. Meistens geht es dabei um die strategische Herangehensweise an den Job.
In habe übrigens auch schon oft Fälle erlebt, wo die Selbstpräsentation exakt 10 Minuten dauern sollte. In solchen Fällen bereiten Sie sich intensiv mit der Stoppuhr vor.
Bedenken Sie bei der Erarbeitung der Präsentation, dass Menschen unterschiedliche Wahrnehmungstypen sind und es neben visuellen Typen auch auditive und haptisch Wahrnehmende gibt. Über die Unterschiede können Sie hier nachlesen.
Setzen Sie also bei der Präsentation unterschiedliche Werkzeuge ein, die die Wahrnehmung aller Anwesenden so gut wie möglich unterstützt.
Wenn Sie eine Power Point Präsentation erstellen, so empfehle ich übrigens den Einsatz weniger Slides, die Ihre bisherigen Erfolge visualisieren.
Beachten Sie auch, dass Sie im Vorfeld klären müssen, welche Utensilien Ihnen für die Präsentation vom Unternehmen beigestellt werden. In vielen Fällen steht bereits ein Laptop zur Verfügung und es reicht aus, wenn Sie Ihre Dokumente auf einem Datenträger mitbringen.
Inhalt der Selbstpräsentation
Im inhaltlichen Kern wird sich Ihre Selbstpräsentation nicht von jener unterscheiden, die Sie bereits im ersten Vorstellungsgespräch vorgetragen haben.
Scheuen Sie sich daher auch nicht vor Wiederholungen.
Erstens ist ganz logisch, dass Sie wesentliche Punkte aus Ihrem Leben abermals betonen, andererseits sitzt jetzt ein anderes Auditorium vor Ihnen, das das was Sie im ersten Vorstellungsgespräch geantwortet haben, nicht kennt.
Selbst wenn Sie im Vorfeld keine explizite Fragen gestellt bekommen haben, nutzen Sie bereits in der Selbstpräsentation die Chance, und stellen einen detaillierten Bezug zum begehrten Job her.
Erzählen Sie z.B. von einem umfangreichen, bedeutenden Projekt aus der Vergangenheit, und stellen Sie eine Überleitung her, indem Sie betonen, welche Aspekte und Erfahrungen für den neuen Job relevant sein können. Dabei achten Sie besonders darauf, dass Sie eine Begründung für Ihre Sichtweise anführen.
Damit zeigen Sie nämlich, dass Sie sich Gedanken darüber gemacht haben, worum es in dem Job tatsächlich geht und, dass Sie verstanden haben, worauf es ankommt.
Naheliegend ist Z.B. auch, dass Sie aufgefordert werden, zu erläutern, wie Sie Ihre ersten drei bis sechs Monate gestalten werden, welche Ansätze Sie zur Strategieentwicklung haben und ähnliche Themen, die mit der konkreten Erledigung des Jobs zu tun haben.
Ziel der Selbstpräsentation
Ziel Ihrer Präsentation ist natürlich, alle Anwesenden davon zu überzeugen, dass Sie die richtige Person für den gegenständlichen Job sind.
Kern dafür ist die Präsentation Ihrer Person auf einer menschlichen, sozialen Ebene sowie die Erläuterung Ihres fachlichen Know Hows. Bringen Sie konkrete, nachvollziehbare Beispiele aus Ihrer Vergangenheit und erwähnen Sie bisherigen Erfolge, die Ihr Können unter Beweis stellen.
Brisante Themen
Wie schon im Bewerbungsgespräch sollten Sie auch im Hearing etwaige Stolpersteine bereits in Ihrer Präsentation abfangen.
Sollte es z.B. Lücken oder Ausreißer in Ihrer bisherigen Karriere geben, können Sie sicher sein, dass sie schon im Vorfeld von den Anwesenden diskutiert wurden. Gerade deshalb sollten Sie mit eigenen Worten darauf eingehen und bestehende Skepsis ausräumen.
Allgemein empfehle ich, sich im Vorhinein zu überlegen, woran eine Bewerbung eventuell scheitern kann.
Wenn Sie also damit rechnen, dass man Sie auf fehlende Branchenerfahrung, mangelnde Führungserfahrung, oder sonstige Über- oder Unterqualifizierungen ansprechen könnte, dann nehmen Sie den Leuten den Wind aus den Segeln und thematisieren das jeweilige Thema selbst.
Sonstige Themen
Viel intensiver als in einem herkömmlichen Bewerbungsgespräch wird man Ihr fachliches Know How hinterfragen.
Es kann also sein, dass Sie konkrete Situationen im Alltag der Position als Aufgabenstellung bekommen und erörtern sollen, wie Sie vorgehen werden. Manchmal erhalten Sie dafür eine längere Angabe, in der mittels Fallbeispiel eine komplexe, konkrete Situation dargestellt wird. Dafür erhalten Sie in der Regel eine Vorbereitungszeit.
Rechnen Sie aber auch damit, dass Sie spontan nach Ihren Handlungen im Falle einer konkreten Situation gefragt werden und ebenso spontan reagieren sollten.
Die Fragephase im Hearing wird wahrscheinlich schon allein durch die Tatsache, dass mehrere Entscheidungsträger anwesend sind, wesentlich detaillierter und intensiver ausfallen als dies im Erstgespräch der Fall war.
Zudem geht es im Hearing in der Regel um qualitativ anspruchsvollere, hoch dotierte Jobs.
Rückfragephase im Hearing
Sind beim Hearing höchste Entscheidungsträger eines Unternehmens anwesend, ist eventuell kein Raum für die Fragephase durch den Bewerber. Oft sind nämlich mehrere Bewerberinnen und Bewerber in einem engen Zeitplan eingeladen.
Seien Sie dennoch darauf vorbereitet, dass dies die letzte Gelegenheit sein könnte, in der Sie für sich wichtige, inhaltliche Frage beantwortet bekommen. Falls Ihnen also eine Frage unter den Nägeln brennt, scheuen Sie sich nicht, diese auch zu stellen.
In manchen Hearings werden Sie aber explizit aufgefordert, Rückfragen zu stellen. Dabei sollten Sie sich im Vorfeld Gedanken über z.B. die Gesamtstrategie, finanzielle Themen, die Marktsituation, die internationale Ausrichtung etc. gemacht haben und Fragen stellen, die zukünftig auch in diesem Job relevant sind.
Im Bestfall ergibt sich daraus ein Gespräch und informativer Austausch über Strategie, Marktauftritt und Wettbewerb des Unternehmens. Damit können Sie punkten, denn so begegnen Sie den Entscheidungsträgern auf Augenhöhe und hinterlassen einen kompetenten Eindruck.
Abschlussphase im Hearing
Die letzte Phase des Hearings kann aus der Verhandlung über Ihr Gehalt bestehen, so dieses nicht bereits im Erstgespräch eindeutig festgesetzt wurde.
Oft wurden grundsätzliche Fragen bezüglich des Gehaltes schon in der ersten Runde geklärt und man wird gegebenenfalls im Anschluss an das Hearing mit einem konkreten finanziellen Angebot auf Sie zukommen.
Jedenfalls besteht diese Phase darin, Sie detailliert zu informieren, wie es weiter geht. Dabei werden auch konkrete Termine genannt, wann man sich bei Ihnen melden wird.
Diese Termine sind meistens verbindlicher als dies eventuell noch im ersten Vorstellungsgespräch der Fall war. Daher können Sie auch ganz ungeniert nachfragen, sollte man sich nicht zum vereinbarten Zeitpunkt bei Ihnen gemeldet haben.
Feedback im Anschluss an ein Hearing
Wenn ein Gespräch positiv verlaufen ist, wird man Sie zeitnah kontaktieren, um Sie – hoffentlich – über Ihren Eintritt und die damit verbundenen Modalitäten zu informieren.
Da das Hearing einen stärkeren Verbindlichkeitscharakter hat als ein Bewerbungsgespräch, sollte man im Falle einer Absage Gelegenheit bekommen, Feedback einzuholen.
Seriöse Unternehmen werden das auch von sich aus anbieten.
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