Die Begriffe Leader und Leadership sind seit einigen Jahren auch in Österreich in aller Munde. In erster Linie liegt das wohl daran, dass im Zuge der Globalisierung immer mehr Begriffe aus dem Englischen benutzt werden. Zugegeben Leader klingt ja auch bei weitem moderner und wichtiger als das Wort Führungskraft. Eine eindeutige Definition sucht man allerdings vergeblich.
Was ist Leadership eigentlich?
Googelt man Leadership so begegnet man auf vielen Seiten dem Versuch, Leader und Leadership zu definieren und gegen andere Begriffe abzugrenzen.
Definition nach Hernstein
Hernstein, eines der – wie sie sich selbst bezeichnen – führenden österreichischen Leader Entwickler grenzen den Leader zum Manager ab. Danach hätten Manager lediglich methodische Kompetenzen, wohingegen man Leader an der persönlichen Integrität und Glaubwürdigkeit erkenne. Diese Unterscheidung halte ich persönlich für völlig ungeeignet, hieße es doch, dass Manager weder integer noch glaubwürdig wären. Mehr dazu hier.
Definition nach Ilja Grzeskowitz
Der deutsche Key Note Speaker Ilja Grzeskowitz, schreibt nicht ganz konsistent, „Leadership und Führung sind die Erfolgsfaktoren der sich wandelnden Zeit“ und etwas später „Leadership ist die Kunst des Führens“. In Folge grenzt auch er Leadership zu Managern ab und definiert:
„Leadership ist die Fähigkeit, einer Gruppe von Menschen eine (neue) Vision und Richtung zu geben, so dass diese sich mit dem Ziel und der Haltung aktiv identifizieren können. Ein guter Leader ist in der Lage, diese Vision, nicht nur sprachlich attraktiv zu formulieren, sondern sie auch mit Werten und Überzeugungen zu füllen und – die wichtigste Voraussetzung von allen – sie durch das eigene Handeln vorzuleben.“ Demgegenüber definiere sich Management als „Management ist die Fähigkeit, innerhalb einer Gruppe die beteiligten Personen, Prozesse und Ressourcen anhand von bereits etablierten Werten, Überzeugungen und Regeln zu steuern, zu kontrollieren und optimal einzusetzen.„
Lesen Sie hier die Details nach.
Die Erwähnung vom guten Leader bedeutet aber, dass es auch schlechte Leader gibt. Das ist meines Erachtens ein Widerspruch.
Definition nach Harvard Business Manager
Der Harvard Business Manager (HBM) versucht eine kritische Betrachtung und nennt als „Erfinder“ des Begriffs Leadership den Harvard-Professor John P. Kotter, der einen Unterschied zwischen Managern und wahren Führern (Leadern) erläuterte: Manager seien eher Verwalter, Leader dagegen Visionäre. Management stehe eher für das perfekte Organisieren der Abläufe, planen und kontrollieren. Leadership bedeute dagegen, die Geführten mit Visionen zu inspirieren und zu motivieren. Leadership schaffe Kreativität, Innovation, Sinnerfüllung und Wandel.
HBM stellt folgend fest, dass auch schon andere, versucht hätten, Leadership zu definieren und abzugrenzen und räumt mit diversen Irrtümern auf. Details lesen Sie hier.
Auch hier fällt auf, dass John P. Kotter von „wahren“ Leadern spricht. Meines Erachtens resultiert das -ähnlich wie bei Grzeskowitz daraus, dass die Definition und Abgrenzung nicht scharf ist.
Definition nach Great Place to Work GmbH
Die Great Place to Work GmbH durchleuchtet zwar sehr interessant 5 Führungsstufen, und tituliert ihren Artikel mit „effecitve Leadership„, bietet aber auch keine eindeutige Definition. Sie versteht unter Leadership aber eine erfolgreiche Führungskultur und einen Führungsstil. Die Analyse im Detail finden Sie hier.
Definition nach Greator im Business Factory Magazin
Auch Greator erkennen in Leadership einen Führungsstil. Dieser sei auf das Ziel ausgerichtet und Chefs, die diesen Stil anwenden, seien sich ihrer Vorbildfunktion bewusst und vermittelten Visionen. Letztlich bezeichnen auch sie Leadership als Gegenmodell zum Management. Sie definieren weiter:
„Management konzentriert sich auf den Weg, Leadership aufs Ziel. Ein guter Manager hat die Abläufe im Kopf, ein Leader hingegen Sinn und Richtung. Dabei konzentriert sich der Manager auf Systeme und Strukturen, der Leader aber auf die Menschen. Der Manager will die Dinge richtig machen, der Leader die richtigen Dinge. Der Manager erhält den Status quo, der Leader fordert ihn heraus.“
Zu viele Manager?
So gerne ich den Genannten inhaltlich folgen möchte, kann ich das nicht uneingeschränkt, weil im deutschsprachigen Raum leider sehr inflationär mit dem Begriff „Manager“ umgegangen wird. Jeder Hausmeister ist neuerdings „Facility Manager“, jede Assistentin „Office Managerin“.
Da nicht jeder Manager eine Führungskraft ist, ist eine Abgrenzung zum Manager meines Erachtens widersinnig.
Meine persönliche Sichtweise!
In allen oben ausgewählten Ansichten finden sich Elemente, denen ich zustimme. Allerdings sehe ich Leadership nicht als einen Führungsstil und meine auch, dass der Leader mehr „können“ muss, als sich visionär zu verhalten.
Ein Leader ist im Businesskontext jedenfalls Führungskraft. Einen Leader zeichnet aus, dass er erfolgreich führt. Deshalb kann es keine „guten“ und „wahren“ Leader geben. Man ist ja auch nicht halb schwanger.
Leadership ist daher erfolgreiche Führung und meines Erachtens insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass hohe Mitarbeiterzufriedenheit und dementsprechend wenig Fluktuation in Kombination mit hohen Zielerreichungskennzahlen vorliegen. Diese Kombination ist für mich ausschlaggebend, denn eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit ist auch in bürokratischen Systemen schnell erreicht, wenn der Chef die MitarbeiterInnen vor der Arbeit schützt. Ein solcher wird in seinem Team zwar keine zielstrebigen Mitarbeiter haben, die Erfolge einfahren wollen, aber die Mitarbeiterzufriedenheit wird dennoch hoch sein.
Ich definiere Leader als erfolgreiche Führungskräfte mit bestimmten Eigenschaften und Leadership als erfolgreiche Führung. Daneben gibt es Führungskräfte, die im besten Fall, wenn überhaupt, führen, bzw. überhaupt nur am Papier zur Führung bestimmt sind. Ihre Führung weist aber jedenfalls – in unterschiedlicher Art und Weise – Defizite auf.
Welche Fähigkeiten ein Leader besitzt, erfahren Sie hier: 7 Fähigkeiten, die ein Leader braucht
Ein Leader kann darüber hinaus nach meiner persönlichen Situation beides. Er ist visionär und kann „verwalten“.
Leader nur auf Geschäftsführer Ebene?
Folgte man nämlich strikt den obengenannten Definitionen hieße das, dass es Leader tatsächlich immer nur im obersten Management geben könne. Denn nur dort ist es möglich, sich nicht um Prozessabläufe zu kümmern und keinerlei Steuerungsfunktionen wahrzunehmen.
Wenn man den Leader als Rolle definiert, dann wären die obengenannten Unterscheidungen zulässig und man könnte die Ansicht vertreten, dass ein Mensch zuerst Manager (im Führungssinne) ist, bevor er zum Leader wird. Dagegen spricht allerdings, dass es schwer möglich ist, aus jemanden der Dinge nur managet, einen Visionär zu machen.
Leader zu sein, setzt voraus, dass man gewisse Eigenschaften mitbringt. Dazu gehören z.B. Selbstbewusstsein und die Fähigkeit anderen Vertrauen zu schenken und es von Ihnen zu erhalten. Beides sind Eigenschaften, die zur Persönlichkeit eines Menschen gehören.
Aus diesen Gründen vertrete ich auch die persönliche Meinung, dass man Leadership nicht lernen kann!
Leadership als Führungsstil?
Lässt man unterschiedliche Charaktere von Menschen außer Acht, könnte man den oben genannten Definitionen folgen. Der Leader führt also mit Visionen. Das setzt voraus, dass alle seine Mitarbeiter alleine durch Visionen führbar sind. Das wiederum erfordert, dass Menschen ausschließlich selbstmotiviert und selbstständig agieren. Wie wir in der Praxis sehen, ist das oft nicht der Fall. Nicht jeder Mitarbeiter ist gleich motiviert und strebt die gleichen Dinge an wie seine Kollegen.
MitarbeiterInnen ticken unterschiedlich. Manche sind extravertiert und lieben es, Projekte gemeinsam zu bearbeiten. Andere sind introvertiert und agieren lieber allein. Manche MitarbeiterInnen brauchen wenig Anleitung, andere viel. Manche arbeiten gerne, andere nicht. Auch wenn man uns mit Generation X, Y oder Z weis machen möchte, dass alle Menschen gleich ticken, ist dies nicht der Fall.
Ein Leader muss in der Lage sein, seine MitarbeiterInnen ihren Stärken und Schwächen gemäß einzuschätzen und sie diesen Ressourcen folgend, richtig einzusetzen. Ein Leader führt daher situativ, indem er jedem Mitarbeiter die Führung zukommen lässt, die er braucht.
Wie MitarbeiterInnen auf Leader reagieren
Die Fähigkeiten eines Leaders, bedingen ein Verhalten bei seinen MitarbeiterInnen.
- Leader sind nicht manipulierbar, weil sie selbstbewusst sind. Sie reagieren nicht auf Manipulationsversuche ihrer Mitarbeiter und das spüren sie.
- Leader sind Vorbilder und geben Sicherheit und Orientierung, indem sie Entscheidungen treffen und Verantwortung gerne tragen. Mitarbeiter vertrauen ihnen und bringen ihnen Respekt entgegen. Daher sind MitarbeiterInnen gerne bereit, ihnen zu folgen.
- Leader kommunizieren klar, deutlich und unmissverständlich. Sie sorgen dafür, dass die Botschaften bei alle MitarbeiterInnen gleichermaßen ankommen. MitarbeiterInnen schätzen diese Deutlichkeit, weil sie Ihre Orientierung fördert.
- Leader motivieren sich selbst und ihre Mitarbeiter. Prinzipiell streben alle Menschen nach Anerkennung und orientieren sich dort hin, wo sie diese Anerkennung erhoffen. Das weiß ein Leader und erteilt die Anerkennung jenen Mitarbeitern die seine Zugpferde im Team sind. Die Folge daraus ist, dass alle Mitarbeiter danach streben werden, diese Anerkennung zu erhalten und orientieren sich daher an den Zugpferden.
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