Ein zentrales Thema bei Bewerbungsfragen für Führungskräfte ist naturgemäß jene nach der Steuerung Ihrer Einheit.
Man will im Kern wissen, welche strategischen Skills oder Umsetzungskompetenzen Sie für die jeweilige Position mitbringen und über welche Führungskompetenzen Sie verfügen.
Bewerbungsfragen für Führungskräfte richten sich nach der Position
Auch wenn sich viele Bewerberinnen und Bewerber einen vorgefertigten Fragebogen für Ihre Bewerbungsgespräche wünschen, so ist klar, dass es einen solchen nicht geben kann, denn ganz entscheidend ist, auf welche konkrete Stelle Sie sich bewerben.
Je höher eine Position in einem Unternehmen oder in einer Organisation angesiedelt ist, desto mehr sind Ihre strategischen Kompetenzen gefragt. Dass ein Geschäftsführer andere Kompetenzen mitbringen muss wie eine Abteilungsleiterin im Supermarkt liegt hoffentlich auf der Hand. Trotzdem sind beide Führungskräfte.
Auch die Unternehmensgröße, die Unternehmenskultur und eventuell sogar die Branche können einen Unterschied für Ihre Bewerbungsfragen – noch viel mehr aber für Ihre Antworten – darstellen.
Ebenso müssen Sie mit einer anderen Zielrichtungen rechnen, je nachdem ob Sie sich im öffentlichen oder im privaten Sektor bewerben und ob Sie sich in einem Traditionsbetrieb oder einem Start up bewerben.
Deshalb können Bewerbungsfragen für Führungskräfte, die Sie im Internet finden, Ihnen immer nur eine Idee möglicher Fragen bzw. geeigneter Antworten bieten.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich bei meiner Vorbereitung fürs Bewerbungsgespräch jeder Kundin und jedem Kunden einen individuellen Fragebogen erstelle und wir Antworten darauf ebenso individuell vorbereiten.
Die Bedeutung offener Fragen im Bewerbungsinterview
Im Unterschied zu Ihnen, die oder der Sie aufgefordert werden, sehr konkrete Antworten zu geben, stellen Personalisten in der Regel Fragen, die sehr allgemein und offen sind. Das verschafft ihnen den Vorteil, dass Sie selten wissen, welche Antworten erwartet werden.
Die Personalistinnen und Personalisten verfolgen im Bewerbungsgespräch ein konkretes Ziel. Sie wollen wissen, ob Sie – abseits Ihrer fachlichen Eignung – in das Unternehmen passen.
Das erfahren sie, indem Sie offene Fragen stellen und durch Ihre Antworten Ihren Charakter und Ihre Werte erfassen können. Letztendlich wollen Sie wissen, ob Sie anderen Menschen sympathisch erscheinen und damit eine gute Führungskraft und eine gute Managerin oder ein guter Manager sind.
Wenn Sie sich intensiv auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet haben, indem Sie sich genau überlegen, welche Herausforderungen für die begehrte Stelle bestehen, wird es Ihnen gelingen, den Hintergrund der Bewerbungsfragen zu erkennen.
Bewerbungsfragen zum Führungsstil
Grundsätzliches hinsichtlich der Bewerbungsfragen zum Führungsstil
Eine zentrale Frage bei allen Bewerbungsgesprächen, Interviews und Hearings von Führungskräften ist jedenfalls jene nach der Führung. In allen Organisationen will man von Ihnen wissen, wie Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen und ob Ihr Stil jenem der Organisation entspricht.
Geeignete Antworten sind ganz wesentlich von der Art des Unternehmens und vom Zweck der Position abhängig.
Um beim Beispiel von Geschäftsführer und Abteilungsleiterin im Supermarkt zu bleiben, ist offensichtlich, dass der Geschäftsführer maßgeblich verantwortlich für die Unternehmenskultur ist. Er gibt sie entweder dadurch vor, dass er aktive Maßnahmen (z.B. Führungsleitbild) setzt, um sie zu formen oder lebt sie vor und sucht seinerseits Führungskräfte mit ähnlichem Mindset aus.
Im Vergleich dazu hat die Abteilungsleiterin im Supermarkt nichts mit der Festsetzung der Unternehmenskultur zu tun, sondern ist bewusst oder unbewusst Trägerin derselben und muss sich damit identifizieren.
Dementsprechend unterschiedlich sind sowohl die Fragen als auch die Antworten bezüglich des Themas Führung in einem Bewerbungsinterview.
Spezielles hinsichtlich der Bewerbungsfragen zum Führungsstil
Wichtig ist in allen Fällen, dass Bewerberinnen und Bewerber auf Führungspositionen klar kommunizieren, dass sie sich der Führungsverantwortung bewusst sind und Ihren Teams mit gutem Beispiel vorangehen.
Beantworten Sie Fragen nach Ihrem Führungsstil daher am besten indem Sie Beispiele aus der Vergangenheit heranziehen und schildern Sie, was bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut ankam. Erwähnen Sie, wodurch Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren konnten und welche Ideen durch ihre Einbeziehung entstanden sind.
Die allermeisten Menschen neigen übrigens zu einem relationären Führungsstil, der sich dadurch kennzeichnet, dass Führungskraft, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freundschaftlich miteinander agieren und diese demokratisch in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.
Neben diesem müssen Sie aber auch den autoritären, den kooperativen und den delegierenden Führungsstil beherrschen, denn nicht in jeder Situation ist ein relationärer Führungsstil angemessen und auch nicht jeder Mitarbeiter arbeitet unter diesem Führungsstil am besten.
Wenn auch wir in einer Zeit leben, wo „lean Management“ und „Selbstverwirklichung des Mitarbeiters“ in aller Munde sind, gibt es viele Situationen, wo für demokratische Entscheidungen kein Raum ist.
Denken Sie z.B. an eine Organisation, die sich aktuell im Aufbau oder Umbruch befindet und Strukturen erst geschaffen werden müssen. In einer solchen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit jemand gefragt sein, der schnelle Entscheidungen treffen und diese auch durchsetzen kann, selbst dann, wenn sie in der Belegschaft auf Widerstand stoßen.
Sie müssen also sehr genau überlegen, was das Ziel der Führungsaufgabe und daher der Position insgesamt ist und welchen Führungsstil man sich erwartet.
Versetzen Sie sich bereits bei der Vorbereitung in die neue Stelle und überlegen Sie, welche Herausforderungen es im Team geben kann.
Solange Sie sich anfänglich ein Bild Ihres Teams machen müssen, sind alle Mitarbeiter autoritär zu führen. Damit ist gemeint, dass Sie Ihren neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Orientierung geben müssen, wie Sie die Dinge erledigt haben wollen, wie Sie das Reporting erwarten und welche Freiräume Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewähren.
Erst wenn sich diese grundsätzliche Themen eingespielt haben und Sie sich ein Bild über die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen konnten, sind diese bereit, mit einem anderen Führungsstil geführt zu werden.
Vermeiden Sie übrigens die Bezeichnung des Führungsstils, da sehr unterschiedliche Bezeichnungen kursieren und eventuell auch anders verstanden werden, als Sie die Bezeichnung verstehen. Sollten Sie eine Bezeichnung wählen, dann erklären Sie jedenfalls, was Sie darunter verstehen.
Einzelne Fragen zum Führungsstil
Entsprechende Bewerbungsfragen für Führungskräfte könnten lauten:
“Erzählen Sie uns etwas über Ihren Führungsstil?”
„Wie führen Sie?“
“Was macht für Sie eine gute Führungskraft aus?”
“Über welche Kompetenzen müssen Führungskräfte Ihrer Meinung nach verfügen?”
„Was glauben Sie, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am besten zu motivieren sind?“
„Thema Generationen – welchen Unterschied sehen Sie in der Führungsarbeit?“
Konkrete Aufgaben in einem Hearing oder Assessment Center
In Hearings oder Assessment Center kommt es übrigens auch häufig vor, dass Sie auch hinsichtlich der Führungsarbeit einen Sachverhalt geschildert bekommen und anhand dessen erklären sollen, wie Sie vorgehen werden.
Meistens geht es dabei um einen Konflikt mit einem Mitarbeiter oder um Konflikte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander. Es könnte aber auch sein, dass von Interesse ist, wie Sie mit Fehlern Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgehen.
Handeln in unangenehmen Situationen
Besonders häufig kommen Bewerbungsfragen zu schwierigen Führungssituationen.
Es sollte Sie daher nicht überraschen, wenn Sie in einem Bewerbungsgespräch gefragt werden, wie Sie mit schwierigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen, wie Sie ein schwieriges Gespräch mit solchen Mitarbeiter führen oder generell wie Sie mit Konflikten im Team umgehen.
Dabei will man prüfen, ob Sie in der Lage sind, dem Mitarbeiter klar zu kommunizieren, was an seiner Arbeit nicht zufriedenstellend ist und was er besser machen kann. Von Interesse ist dabei besonders, ob Sie in der Lage sind, lösungsorientiert und wertschätzend zu kommunizieren.
Beispiele für derartige Bewerbungsfragen für Führungskräfte sind:
“Thema Low Performer – wie gehen Sie damit um?”
“Wie führen Sie ein unangenehmes Mitarbeitergespräch?”
“Schildern Sie uns schwierige Gespräche aus Ihrer Führungsvergangenheit?”
Seien Sie darauf vorbereitet, dass man Sie aus der Reserve locken möchte und daher Fragen stellt wie:
„Was machen Sie mit einem Mitarbeiter, der nicht spurt?“
„Wie lange dauert es, bis Ihnen der Geduldsfaden mit einem Mitarbeiter reißt?“
„Was muss passieren, dass Sie einen Mitarbeiter rauswerfen?“
Vorgesetzte sind nicht immer beliebt. Daher wird der Interviewer wissen wollen, ob Sie in der Lage sind, trotzdem eine vertrauensvolle und von gegenseitigem Respekt geprägte Beziehung zu Ihren Mitarbeitern aufzubauen.
Die Frage zielt insbesondere auf Ihre innere Einstellung ab. Da alle Menschen nach Anerkennung streben, setzen Führungskräfte oft falsche Akzente und wollen bei Ihren Mitarbeitern beliebt sein.
Es könnten daher solche Fragen kommen:
“Was machen Sie, wenn ein Mitarbeiter Sie nicht mag?”
“Wie agieren Sie, wenn Sie einen Mitarbeiter nicht mögen?”
“Wie wichtig ist Freundschaft zwischen Ihnen und Ihrem Team?”
Bewerbungsfragen zu den ersten 100 Tagen!
Zu beliebten Bewerbungsfragen für Führungskräfte zählen auch Fragen nach den ersten 100 Tagen bzw. nach den ersten drei oder sechs Monaten.
Diese Fragen lassen tief blicken, da Sie in alle Richtungen beantwortet werden können.
Je nachdem wie Sie an diese Fragen herangehen, ist sofort offenkundig, was für Sie Priorität hat, ohne dass danach gefragt wurde.
Sie sollten diese Fragen jedenfalls damit beantworten, dass Sie als erstes Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „abholen“ müssen und sich gleichzeitig ein Gesamtbild der Situation verschaffen müssen.
Sie müssen sich ein Bild darüber machen, mit welchen Projekten Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind und sollten sofort klären, ob es irgendwelche Probleme gibt, die unverzüglich gelöst werden müssen. Diesbezüglich empfehle ich sehr, die Antworten spezifisch mit dem fachlichen Thema zu verknüpfen.
Diese 100 Tage sind übrigens sehr entscheidend für die zukünftige Zusammenarbeit mit Ihrem Team. Die Antwort sollte daher Auskunft darüber geben, dass und wie Sie sich in der ersten Zeit einen Überblick verschaffen und welche Kommunikationsstrukturen Sie schaffen wollen. Darauf aufbauend sollten Sie in der Lage sein, rasch Ziele für Ihr Team aufzustellen und mit Ihren Mitarbeitern zu vereinbaren.
Vergessen Sie dabei nicht, auch auf die enge Zusammenarbeit mit Ihren Kollegen auf gleicher Ebene und natürlich auch auf die mit Ihrer Führungskraft zu verweisen.
Hier Beispiele, wie die Frage lauten könnte:
“Wie gehen Sie die ersten drei Monate/100 Tage/sechs Monate an?”
“Worauf achten Sie in den ersten 100 Tagen besonders?”
“Was glauben Sie, wie Ihre erste Zeit ablaufen wird?”
Bewerbungsfragen zum Kommunikationsstil
Da die Welt immer komplexer wird, gewinnt die Kommunikation immer stärker an Bedeutung. Daher könnte sein, dass Ihre Interviewpartnerinnen und -partner Ihren Kommunikationsstil sehr genau hinterfragen.
Insbesondere in der agilen Führung ist sehr wichtig, dass Sie in der Lage sind, Ihrem Team Ziele zu kommunizieren.
Dazu folgende Beispiele, die teilweise „von hinten herum“ gestellt werden, um Sie auf die Probe zu stellen:
“Wie schätzen Sie Ihren Kommunikationsstil ein?”
“Welchen Kommunikationsstil schätzen Sie bei Ihrem Vorgesetzten?”
“Was brauchen Ihre Mitarbeiter, damit Sie Ihre Anweisungen verstehen?”
Vergessen Sie nicht, dass der Interviewer Sie schon während des Gespräches einschätzen wird. Wenn es Ihnen schon nicht gelingt, während des Gespräches mit ihm klar und deutlich zu kommunizieren, werden ihn theoretische Erläuterungen nicht mehr überzeugen können.
Fachliche Bewerbungsfragen für Führungskräfte
Selbstverständlich setzt man bei Führungskräften voraus, dass Sie Erfahrung in genau der Tätigkeit mitbringen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erledigen sollen. Das Erfordernis des fachlichen, spezifischen Wissens nimmt ab, je höher in der Hierarchie die Position angesiedelt ist.
Rechnen Sie also jedenfalls auch immer mit spezifischen, fachlichen Fragen.
Je höher die Position angesiedelt ist, desto eher wird man von Ihnen erwarten, dass Sie strategische Überlegungen bereits im Bewerbungsgespräch anstellen können, da Sie im Regelfall Brancheninsiderin oder -insider sein werden. Intensiver wird man solche Fragen übrigens in der zweiten Runde diskutieren, wenn bereits relevante Entscheidungsträger im Hearing anwesend sind.
Fremdsprachenkenntnisse im Bewerbungsgespräch
Rechnen Sie abschließend bitte unbedingt damit, dass man Sie während eines Bewerbungsgespräches oder auch im Hearing auffordern wird, Teile Ihrer Präsentation in einer Fremdsprache zu halten.
Weitere Bewerbungsfragen finden Sie in diesen Beiträgen:
- Erzählen Sie von sich,
- Fangfragen in der Anfangsphase des Bewerbungsgesprächs,
- Fangfrage Teamfähigkeit,
- “Bauen Sie einen Papierflieger!”
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