Vorstellungs­gespräch einfach vorbereiten

Eine lächelnde, dunkelhaarige Frau sieht einen Personalisten an, der in Ihre Bewerbungsmappe schaut

Herzlichen Glückwunsch, Sie wurden zum Vorstellungsgespräch eingeladen!

Für manche keine große Überraschung, für viele aber tatsächlich ein Grund zum Feiern, wenn Sie bereits eine lange Durststrecke hinter sich haben. Umso wichtiger ist jetzt eine gute Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch.

Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch


Homepage des Unternehmens

Nachdem Sie die Bewerbung bereits erfolgreich abgeliefert haben, haben Sie sich sicherlich im Vorfeld mit der Firma beschäftigt und ihre Homepage studiert. Rufen Sie sich nochmal in Erinnerung, welche Vision und Ziele das Unternehmen verfolgt und welche Werte ihm wichtig sind.

Notieren Sie sich einige Fragen, die Ihnen beim nochmaligen Lesen in den Sinn kommen. Diese können Sie dann stellen, wenn Sie am Ende des Vorstellungsgesprächs gefragt werden, ob noch Fragen offen sind. Das wird in der Endphase des Einstellungsgespräches geschehen, insbesondere weil Personalisten abchecken, ob Bewerber sich mit dem Unternehmen auseinander gesetzt haben und tatsächlich an der Stelle interessiert sind.

Vorbereitung auf den Weg zum Unternehmen

Überlegen Sie sich einen Zeitplan und schauen Sie, welche öffentliche Verkehrsmittel Sie am besten auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch benutzen. In manchen Fällen kann es sogar sinnvoll sein, einen Testlauf vorzunehmen, besonders dann, wenn das Unternehmen seinen Sitz an einem Ort hat, den Sie überhaupt nicht kennen.

Es wäre fatal, völlig abgehetzt und verschwitzt zum Bewerbungsgespräch zu erschienen, weil Sie die Wegzeit unterschätzt haben. Achten Sie darauf, dass Sie bei Ihren Vorstellungsgesprächen pünktlich sind und planen Sie einen Puffer von ca. 15 Minuten ein. Spätestens fünf Minuten vor Beginn des Bewerbungsgespräches müssen Sie sich beim Empfang anmelden.

Vorbereitung Ihrer Unterlagen

Bereiten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen und Zeugniskopien ausgedruckt in einer Mappe vor. Das könnte insbesondere dann wichtig sein, wenn mehrere Teilnehmer beim Gespräch anwesend sind, die die Unterlagen nicht im Detail kennen, oder Sie bislang noch gar keine Zeugnisse übermittelt haben.

Es könnte nämlich vorkommen, dass man Sie bittet, die Unterlagen noch einmal herzuzeigen. Dann macht es einen guten Eindruck, wenn Sie gleich alles geordnet zur Hand haben. Das komplette Gegenteil erreichen Sie, wenn Sie nach einer Aufforderung plötzlich anfangen, chaotisch in Ihren Unterlagen zu suchen.

Outfit für das Interview vorbereiten

Überlegen Sie schon im Vorfeld, was Sie zum Bewerbungsgespräch anziehen wollen und bereiten Sie die Kleidung schon am Vortag vor, besonders dann, wenn der Termin in der Früh stattfindet.

Unterschätzen Sie nicht, dass Sie morgens leicht in Zeitdruck kommen können, und dass Sie zusätzlich eventuell nervös sind. Achten Sie insgesamt auf einen gepflegten Gesamteindruck. Mehr zum Thema finden Sie unter: Das richtige Outfit für das Bewerbungsgespräch.

Notizen vorbereiten

Seien Sie darauf vorbereitet, dass Sie während des Bewerbungsgespräches etwas notieren müssen. Das können Sie natürlich auch am Handy machen. Überlegen Sie dann allerdings schon im Vorfeld, in welcher App Sie die Notiz ablegen wollen. Es macht keinen guten Eindruck, wenn Sie erst während des Vorstellungsgespräches anfangen zu überlegen, welche App geeignet sein könnte.

Denken Sie auch daran, dass Sie eventuell am Ende des Bewerbungsgespräches weitere Termine vereinbaren müssen. Daher ist es sinnvoll, einen Kalender mitzuhaben.

Professionell wirkt es auch, wenn Sie die Fragen, die Sie dem Unternehmen während des Einstellungsgespräches stellen wollen, zum richtigen Zeitpunkt vorliegen haben und nicht erst lange suchen müssen. Wenn Sie sie auf einem Block vorbereitet haben, können Sie dort auch gleich Notizen machen.

Die konkrete Position

Nehmen Sie das Inserat zur Hand und denken Sie darüber nach, welche Aufgaben der Job enthält, die Sie schon in der Vergangenheit erledigt haben. Das ist wichtig, weil Sie im Verlauf des Bewerbungsgespräches immer wieder auf bereits in der Vergangenheit gemachte Erfahrungen hinweisen sollten.

Typische Aufgaben im Bewerbungsgespräch

Die wichtigste Vorbereitung überhaupt ist, sich Antworten auf die zu erwartenden Fragen zu überlegen.

Je nach Position müssen Sie außerdem mit verschiedenen Aufgaben rechnen. Manchmal werden Sie nur mit Fragen konfrontiert sein, manchmal sind auch Persönlichkeits- oder Intelligenztests zu erwarten.

Rechnen Sie damit, dass die Anwesenden während des Vorstellungsgespräches in eine andere Sprache switchen, besonders dann, wenn Fremdsprachen­kenntnisse eine wesentliche Anforderung für den Job sind.

Je nach Qualifikation können auch weitere inhaltliche Tests Thema sein. So könnten Sie eine Schreib- oder Rechenaufgabe lösen müssen oder aber ein strategisches Fallbeispiel zur Lösung vorgelegt bekommen. Bei höheren Positionen könnten Sie auch in ein Rollenspiel verwickelt werden oder eine Präsentation vorbereiten müssen.

Fragen und Antworten im Bewerbungsgespräch

Nachfolgende Fragen müssen selbstverständlich nicht im konkreten Wortlaut gestellt werden. Sie können aber sicher sein, dass Sie in irgendeiner Form (!) Thema des Vorstellungs­gespräches sein werden.

Versetzen Sie sich bei der Vorbereitung Ihres Einstellungsgesprächs bzw. der konkreten Frage in die Position des Interviewers und fragen Sie sich selbst, warum er die Frage stellt.

„Erzählen Sie von sich!“ im Bewerbungsgespräch

Diese Frage leitet in der Regel ein Vorstellungsgespräch ein. Die Frage wird gestellt, um einen ersten Eindruck von Ihnen zu bekommen.

Varianten zu dieser Frage sind z.B. „Was können Sie aus Ihrem Leben berichten?“, „Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?“, „Was können Sie uns wichtiges über sich erzählen?“

Geben Sie bei diesen Fragen einen Überblick über Ihre bisherigen schulischen oder beruflichen Erfahrungen. Achten Sie darauf, dass Sie nur dort ausführlicher erzählen, wo es für den Personalisten in Hinblick auf die Position interessant wird. Erzählen Sie also nicht ausführlich über Ihre guten Fremdsprachkenntnisse, wenn es um einen Job in der Buchhaltung geht und halten Sie sich nicht lange beim Erzählen von Ihren Studienerfolgen auf, wenn Sie schon zehn Jahre Berufserfahrung gesammelt haben.

Achten Sie darauf, dass Sie in ca. zwei bis vier Minuten einen Überblick über alle relevanten Themen geben und nehmen Sie Themen vorweg, von denen zu befürchten ist, dass die Interviewer nachbohren werden. Erklären Sie z.B. auffällige Lücken oder den Grund dafür, warum Sie häufig Job gewechselt haben.

Wie Sie die Frage souverän im Interview beantworten, können Sie ausführlich unter Wie Sie den Elevator Pitch im Bewerb­ungs­gespräch nutzen können! nachlesen.

„Was sind Ihre Stärken?“ im Vorstellungsgespräch

Ich glaube, dass diese Frage nur mehr selten im konkreten Wortlaut gestellt wird. Nichtsdestotrotz ist sie von Interesse, weil der Personalist wissen will, womit er bei Ihnen rechnen muss.

Es könnten daher Fragen kommen wie „Was zeichnet Sie aus?“, „Welche positiven Eigenschaften haben Sie?“, „Auf welche Eigenschaften sind Sie stolz?“ oder „Nennen Sie fünf Wörter, die Sie beschreiben!“ 

Manchmal bedienen sich Recruiter auch zirkulärer Fragen wie z.B.  „Welche Ihrer positiven Eigenschaften würde uns Ihre Mutter nennen?“ , „Was würde uns Ihre ehemaliger Führungsrakft über Sie berichten?“ oder auch vermeintlich kreativere Varianten wie „Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?“

Bei der Beantwortung dieser Frage geht es um Ihre Persönlichkeit. Man will wissen, wie selbstbewusst Sie sind und ob Sie auch selbst in der Lage sind, stolz auf sich zu sein. Oft hört man ja das Sprichwort „Bescheidenheit ist eine Tugend“. Dieses ist an dieser Stelle unangebracht. Zeigen Sie während des Interviews, dass Sie von sich selbst überzeugt sind, denn wenn Sie es nicht sind, warum sollte es dann ein anderer sein?

„Was sind Ihre Schwächen?“ im Einstellungsgespräch

Auch diese Frage wird mittlerweile in einem anderen Stil gestellt werden, weil den Personalisten viel zu sehr bewusst ist, dass sich Antworten dazu zu tausenden im Internet finden.

Rechnen Sie daher eher mit Abwandlungen wie „Was würden Sie gerne an sich verändern?“, „Worin würden Sie sich gerne persönlich weiterentwickeln?“.

Und auch hier sind kreativere Varianten wie „Worüber beschweren sich Ihre Lehrer/ehemalige Chefs/ehemalige KollegInnen/Ihr Ehepartner/Ihr bester Freund?“ oder „Auf welche Eigenschaften führen Sie persönliche Niederlagen zurück?“ möglich.

Bei dieser Frage möchte der Interviewpartner in erster Linie wissen, ob Sie reflektiert und entwicklungsbereit und vor allem nicht übertrieben selbstbewusst sind. Keinen guten Eindruck machen Sie deshalb, wenn Sie nur überheblich antworten,„Ich habe keine.“

Sinnvoll ist es übrigens, keine Schwächen zu nennen, die sich negativ auf die Position auswirken, für die Sie sich gerade bewerben.

„Welche Meinung hat Ihr letzter Arbeitgeber über Sie?“

In die gleiche Kerbe schlägt daher diese Frage. Der Interviewpartner will wssen, ob Sie Probleme mit Ihren Vorgesetzten hatten, die auch in der neuen Firma drohen könnten.

Das ist eine Glatteisfrage, die Sie leicht zu Fall bringen könnte. Insbesondere wenn Sie tatsächlich Probleme mit Ihrem letzten Arbeitgeber hatten, seinen Sie vorsichtig und antworten Sie unverfänglich. Auch wenn Sie sich im Streit getrennt haben, werden Sie etwas finden, worüber der ehemalige Arbeitgeber totzdem positiv berichten würde.

„Welche konkreten Erfahrungen bringen Sie für diese Position mit?“

Der Interviewer will ganz konkrete Beispiele von Ihnen hören, wann Sie wo, welche Erfahrungen gesammelt haben.

Erzählen Sie ihm von Ihren vergangenen Stationen und schlagen Sie immer wieder eine Brücke zur Position, für die Sie sich gerade bewerben. z.B. „Ich gehe davon aus, dass xy auch in Ihrem Unternehmen eingesetzt wird/von Nutzen sein wird/große Vorteile bringt/angewendet wird. Damit kenne ich mich besonders gut aus, weil ich es viele Jahre bei … im Einsatz hatte/angewendet habe/hergestellt habe und sogar andere bei der Benutzung unterstützte.“

Gerade jüngere Bewerber müssen oft Brücken aus dem Privatleben zu einer beruflichen Position schlagen. Es könnte also sein, dass Sie Erfahrungen aus einem Familienbetrieb/aus einem Schul- Studienprojekt/aus einer ehrenamtlichen Tätigkeit nennen können, ohne bereits offizielle „Berufserfahrung“ gesammelt zu haben. Zögern Sie nicht, solch erworbenes Wissen gut zu verkaufen!

„Warum wollen Sie gerade bei uns arbeiten?“

Der Interviewpartner will wissen, ob Sie sich mit dem Unternehmen auseinader gesetzt haben und ob Sie realistische Vorstellungen von der Position und den damit verbundenen Alltagssituationen haben. Erwähnen Sie also Ihr Interesse an der Firma, was Sie bereits darüber wissen, und warum Sie glauben, dass Sie Ihre Fähigkeiten gerade in diesem Unternehmen gut einsetzen können.

Varianten könnten sein: „Was erwarten Sie von der Tätigkeit bei uns?“, „Wie sind Sie auf unsere Firma gekommen und warum interessieren Sie sich für unser Unternehmen?“

„Warum sollten wir gerade Sie aufnehmen?“

Hier ist Ihr USP gefragt.

Der Interviewpartner will hören, was Sie für das Unternehmen leisten können, bzw. wie Sie Ihre Fähigkeiten und Ihr Know How erfolgreich einsetzen können. Zählen Sie hier Ihre Kenntnisse auf und warum Sie damit schon in der Vergangenheit erfolgreich waren. Bauen Sie auch spezielle Erfolge ein, denn besonders interessant ist natürlich, ob Sie etwas besser können als andere Bewerber.

Die Frage könnte auch lauten: „Welche Gründe sprechen dafür, Sie aufzunehmen?“, „Würden Sie sich selbst einstellen?“, „Wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie sich aufnehmen?“

„Warum haben Sie Ihren letzten Arbeitsplatz aufgegeben?“

Alle Fragen, die mit Ihren ehemaligen Firmen zu tun haben, zielen darauf ab, auszuloten, ob ähnliche Themen auch in der neuen Firma auftreten könnten. Seien Sie insbesondere vorsichtig, wenn Sie Schwierigkeiten mit Ihrer Führungskraft hatten. Lassen Sie sich keinesfalls dazu hinreißen, über Chefs oder Kollegen zu schimpfen!

Elegante Antworten sind, “ … dass es nach vielen Jahren Zeit wurde auch etwas anderes kennenzulernen und man etwa ein lukratives Angebot angenommen hat … “ oder, “ … dass die Firma abbauen musste und man sich im guten Einvernehmen getrennt hätte, da es auch für Sie Zeit war, etwas anderes kennenzulernen.“ Vergessen Sie den letzten Zusatz nicht, da man Ihnen sonst die Frage stellt, warum Sie und nicht andere das Unternehmen verlassen haben.

Passend könnte auch sein, dass keine interessanten Entwicklungsmöglichkeiten mehr in Aussicht standen und das nächste Level der angestrebte Job sei.

In anderer Form könnte die Frage lauten: „Wurden Sie gekündigt, oder haben Sie gekündigt?“, „Warum wollen Sie Ihren Arbeitplatz aufgeben?“

„Welches Gehalt wünschen Sie sich?“

Im Bestfall haben Sie Ihre Gehaltsvorstellung schon in Ihren Bewerbungsunterlagen genannt, dann ist die Frage einfach beantwortet, indem Sie im Einstellungsespräch den genannten Betrag wiederholen. Damit liegt der Ball auch schon beim Unternehmen, das jetzt seinerseits Farbe bekennen muss, was es bereit ist, Ihnen zu zahlen.

Haben Sie noch keinen Betrag im Bewerbungsschreiben genannt, so sind Sie gut beraten, im Interview eine Gehaltsspanne zu nennen. („Meine Vorstellung liegt zwischen xx und yy“). Damit zeigen Sie Verhandlungsbereitschaft.

Sie können sich auch vorerst bedeckt halten und fragen, wie das Gehaltspaket der Firma aussieht (z.B. Auto, Sozialleistungen, Weiterbildungen, etc.).

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Wichtige Tipps zur Gehalts­verhandl­ung im Bewerbungs­gespräch

„Was sind Ihre langfristigen Ziele?“

Damit will der Interviewpartner herausfinden, wie lange sie im Unternehmen bleiben werden und ob Sie generell in stabilen Verhältnissen leben. Die Antwort auf diese Frage wird insbesondere von der Einarbeitungs­intensivität beeinflusst. Je länger Sie brauchen, um sich einzuarbeiten, desto mehr wird man interessiert sein, dass Sie länger in der Firma bleiben, wenn man hohe Kosten in Sie investiert.

Entscheiden Sie daher abhängig von den Umständen, wie Sie diese Frage beantworten. Wenn Sie den Job tatsächlich haben wollen und es passt, empfehle ich Ihnen zu antworten, dass Sie die Hoffnung haben, ein langjähriger Mitarbeiter der Firma zu werden und viele spannende Aufgaben übertragen zu bekommen bzw. lösen zu können.

Was Sie auf keinen Fall tun sollten ist, in irgendeiner Form preiszugeben, wenn der Job nur ein Sprungbrett oder eine Übergangslösung für Sie ist, weil Sie z.B. eine Führungsposition anstreben.

Ähnliche Fragen sind: „Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?“ „Wo sehen Sie sich in einigen Jahren/fünf Jahren?“, „Was wollen Sie in den nächsten zehn Jahren erreichen?“

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